Wie sag ich‘s mit meinen Augen?

„Ich mag meine Familie kochen und meine Katze“ – Mit diesem Gag machte Duden mal darauf aufmerksam, wie lebenswichtig Satzzeichen sind: Satzzeichen können Leben retten, lautete der Slogan… Mindestens so wichtig wie die Zeichensetzung für die Botschaft des geschriebenen Wortes, sind Gestik und Mimik für die gesprochene Kommunikation… Seit Montag merke ich das jetzt besonders in Situationen beim Einkaufen mit Maske.

Wie hieß es noch in der Kommunikationsausbildung? Gestik und Mimik machen mindestens 70 Prozent aus beim Transport einer Nachricht aus? Die Stimme bloß 20 Prozent, auch wenn Oma Erna immer zu sagen pflegte: „Der Ton macht die Musik.“ Und bloß 10 Prozent von dem, was an Botschaft beim anderen ankommt, wird durch das beeinflusst, was ich sage. Ohweija… Mit einer Mund-Nase-Maske angeschaut zu werden, wirkt ja eher immer wie Starren. Birgt das jetzt mehr Konfliktpotenzial für mich?

Keiner sieht mein freundliches Lächeln, wenn ich mich beim Verkäufer bedanke. Oder mich an einem anderen Einkaufswagen entlangwinde… „Der Mund ist bei weitem die größte Informationsquelle“, sagt Christian Wallraven. Der Forscher für Künstliche Intelligenz und Kognitive Neurowissenschaften an der Korea University in Seoul hat die Bedeutung von Gesichtsausdrücken untersucht.

Nun gut, vielleicht kann ja doch eine eindeutige Stimmmelodie meine unsichtbaren Mundwinkel kompensieren? Ob das mal immer so rüberkommt, wie ich es meine? Keine Ahnung… Ich habe das Gefühl, manchmal geht selbst die Stimme unter zwischen Plexischeibe und Maskenmurmel.  Aber wie gesagt… die Stimme wirkt eh bloß 20 Prozent…

Ich befolge also den Rat von Stefan Verra, noch ein Spezialist auf das Nonverbale, und bringe mehr Ausdruck in meine Augenpartie. Übe vor dem Spiegel, noch mehr mit meinen Augen zu lächeln und dort meine Lachfalten tanzen zu lassen, damit es auch wirklich jeder mitbekommt, dass ich gerade offen und freundlich durch die Welt gehe. Verra sagt nämlich: „Wer es zu wenig macht, der wirkt immer noch ernst. Wir müssen viel deutlicher lächeln.“

Mein Gesicht kann laut Anthropologe Paul Ekman, dem Pionier der Mimikforschung, durch 43 Muskeln mehr als 10.000 verschiedene Gesichtsausdrücke erzeugen. Doch wie bekomme ich das Muskelspiel in Stirn und Augenpartie bloß so hin, um auch mit Maske für mein Gegenüber noch lesbar zu bleiben? Ich nehme es mal als neue Herausforderung, dass ich nun noch mehr auf meine Worte achten darf als sonst schon. Damit auch das rüber kommt, was ich meine… Und nachfrage, wenn ich gerade nicht weiß, ob ich den anderen verstanden habe.

Ah, das *Augenzwinkern* nicht zu vergessen: … Ja ich meine das gerade nicht ernst, Scheeerz!!
*Stirnrunzel*: … „Waaaas?“
*Augenaufreiß*: „Eeeeccht?!! Wow!! Ich bin erstaunt!“
*Schulternzucken + Kopf schieflegen*: „Keine Ahnung.“

Meine unsichtbare untere Gesichtshälfte und Gedanken für mein Gegenüber laut moderieren mit Händen und Füßen gestikulieren. Ja, so könnte es gehen. Mal ausprobieren…


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