Ich glaube, es hat in der Geschichte der Menschheit noch nie eine derartige Vielfalt von Ratgebern bzw. Literatur zum Thema „Glück“ gegeben. Wo man auch hinschaut – die Frage nach dem „Sinn des Lebens“ scheint sehr viele Menschen umzutreiben. Es gibt so viele Quellen der Inspiration und ich bekomme gerade zu Kopfschmerzen davon, wenn ich anfange mich damit zu beschäftigen. Geht es Ihnen manchmal auch so? Die Frage danach, warum wir uns überhaupt gerade in der heutigen Zeit so sehr damit beschäftigen, ist wahrscheinlich genauso schwer zu beantworten (wir haben doch alles – oder etwa nicht?), wie die Frage: „Warum haben viele offensichtlich den Weg zum Glück für sich noch nicht gefunden?“ Einige Lebenshilfe-Ratgeber erörtern das Thema „Ziele“ bzw. wie ich diese erreichen kann, um Erfüllung zu finden und glücklich zu sein. Andere sagen, man müsse nur in die richtigen Schwingungen kommen, um ausschließlich Gewünschtes anzuziehen. Auch die Naturwissenschaften sowie selbstverständlich die Psychoanalyse behandeln das Thema „Glück“ und „glücklich sein“ aus ihrer Perspektive.
Thema „Ziele setzen“
Von einigen Ratgebern wird einem empfohlen, man solle sich „Ziele setzen“ und bekommt direkt eine Anleitung zum Erreichen dieser Ziele mitgeliefert: wie z.B. die Tipps, die sich hinter dem Kunstwort PABSBRAGÖR verbergen (mehr dazu finden Sie hier) oder Ratschläge wie ich erst kürzlich gelesen habe. Da hieß es unter anderem: „Sehen Sie sich alte Fotos von Situationen an wo Sie glücklich und motiviert waren. Schreiben Sie dann genau auf, was Sie dabei empfunden haben und wenn Sie sich irgendwann auf dem Weg zum Ziel schlecht fühlen, lesen Sie einfach noch mal nach wie toll es damals war und Sie sind wieder motiviert.“ Die meisten Ziele-Spezialisten sind sich aber darin einig, dass wir für unsere Ziele „brennen“ müssen, um diese auch zu erreichen.
Gesetz der Anziehung
Das „Gesetz der Anziehung“ („Law of Attraction“) geht davon aus, dass wir mit unseren Schwingungen aufgrund unserer Gedanken und Gefühle in eine Art Resonanz mit dem Universellen gehen und entsprechend Positives oder Negatives anziehen (mehr dazu finden Sie hier). Das klingt zunächst sehr einfach und einleuchtend. Allerdings funktioniert das (zumindest bei mir nicht wirklich gut). Nun ja, ein Anhänger dieses Gesetzes würde mir vielleicht erklären, dass ich nicht konsequent genug daran glaube.
Naturwissenschaften und Psychoanalyse
Aber auch in der Naturwissenschaft wird nach der Glücksformel mit streng wissenschaftlichen Methoden geforscht. Es wird z.B. der Frage nachgegangen: „Wie leben wir möglichst gehirngerecht und somit leichter und glücklicher? Zunächst müsste aber eindeutig geklärt werden, ob wir überhaupt neurologisch in der Lage sind, unser Schicksal wirklich selbst zu bestimmen. Auch die Anhänger der Psychoanalytik gehen eher nicht davon aus. Demnach sind wir gewissermaßen Untertanen unserer Triebe und Opfer unserer eigenen Kindheitsgeschichte. Eine Lösung für die Glücks- und Sinnfrage kann sich demnach nur in sehr engen Grenzen, die uns unser Unterbewusstes setzt, gefunden werden. Das klingt für mich nicht besonders ermutigend. Für viele Menschen ist es aber offensichtlich „der Weg“ zu mehr Selbsterkenntnis und somit irgendwie auch zu mehr Glück.
Dabei fällt mir ein Stichwort aus der Ratgeber-Literatur ein, das sehr häufig als relevant für unser Glück genannt wird und im gewissen Widerspruch zu den dunklen Mächten des Unterbewußten steht: „Selbstverantwortung“. Nur wenn ich für alles, was in mir passiert, die Verantwortung übernehme, bin ich auch in der Lage, Gedanken und Gefühle bewusst zu verändern und somit mein Schicksal selbst zu bestimmen. Dann sind wir gewissermaßen „Herr im eigenen Haus“ mit dem Nachteil, dass wir keine Entschuldigung mehr dafür hätten, warum wir oft so schädliche Dinge tun (z.B. Zigaretten rauchen) bzw. weniger Dinge, die uns gut tun würden (z.B. Sport). Durch das Motto „Love it, Change it oder Leave it“, würde der Kreislauf des sich Beklagens einfach durchbrochen.
Die Frage nach dem „Warum“ und Glaubenssätze
Ich bin der Ansicht, dass diese und andere Ansätze für ein besseres – und glücklicheres Leben sehr viel Wahres beinhalten. Vor der Beschäftigung mit diesen Modellen könnte man sich jedoch eine wichtige Frage stellen: Warum suche ich überhaupt nach dem Sinn/nach Glück und warum bin ich noch nicht losgegangen? Die „Warum-Frage“ zielt vor allem auf unsere tiefsten Glaubenssätze und Überzeugungen. Wenn ich z.B. meine, dass ich meinen Job kündigen muss und nach Mallorca auswandern muss, um endlich glücklich sein zu können, dann könnte nach intensivem Forschen herauskommen, dass es nicht der Job oder das Land ist was wir ändern sollten, sondern z.B. unsere Überzeugungen, die mich vom Erfolg fernhalten. Wenn ich meine inneren Beweggründe und Befürchtungen kenne, kann ich konkret daran arbeiten und gezielt Hindernisse abbauen. Das Modell der Glaubenssätze (mehr dazu finden Sie hier) steht zwischen den Ansichten der Vertreter einer völlig selbstbestimmten „Herr im eigenen Haus“ Theorie und den Befürwortern einer eher unbewussten Willensbildung. Unsere „Beliefs“ bilden sich vor allem während unsere Kindheit und werden nicht weiter von den Betroffenen hinterfragt. Das Gesetz der Anziehung wird ebenfalls berücksichtigt, denn unsere inneren Glaubenssätze wirken sich spürbar auf unser äußeres Leben aus und gehen in Resonanz. Welchem Modell man auch folgen möchte ist sehr individuell und kann sich im Laufe des Lebens ändern. Genauso wie die Antwort auf die Frage, was uns glücklich macht. Am Ende ist es wahrscheinlich ein Kombination aus sehr vielen Faktoren, die teilweise bewusst beeinflussbar sind und teilweise unbewusst „einfach passieren“ ohne das wir wissen warum. Auf jeden Fall sind sich die meisten Autoren einig über die Tatsache, dass jeder individuelle Glücksweg auch gegangen werden muss oder wie es ein chinesisches Sprichwort sagt: „Es genügt nicht, zum Fluss zu kommen mit dem Wunsch Fische zu fangen. Du musst auch das Netz mitbringen.“
Was sind Ihre Erfahrungen mit den Ratschlägen zur Lebenshilfe? Hatten Sie mit gewissen Methoden mehr oder weniger Erfolg? Was macht Sie glücklich?