Wenn Politiker über die Frauenquote debattieren

Wenn Politiker über die Frauenquote debattierenmanagement/

© De Vries

Es gibt Themen, da läuft man schnell Gefahr in ein Fettnäpfchen zu treten. Und es gibt Themen, die gleichen einem riesigen Fettfässchen.

Das Thema Frauenquote tendiert scheinbar eher zur letzteren Kategorie. Nach langer und fet(t)ziger Debatte wurde nun beschlossen, das Gesetz zur Frauenquote zu verabschieden.

Ich bin nicht dazu geeignet dieses Gesetz zu beurteilen oder meine Meinung dazu zu äußern, ob eine Frauenquote sinnvoll ist oder nicht. Ich kann mich allerdings wundern, in welcher Weise Politiker, die ja als Kommunikationsprofis gelten, über dieses Thema debattieren.

Bereits im Oktober traten die Unionspolitiker Michael Grosse-Brömer und Gerda Hasselfeld – oder vielleicht sollte ich besser sagen die Unionspolitikerin Gerda Hasselfelt und der Unionspolitiker Michael Grosse-Brömer, oder die Unionspolitiker/Innen Gerda Hasselfeld und Michael Grosse-Brömer – ins erste Fettnäpfchen. Sie äußerten Bedenken, die Frauenquote könne die Wirtschaft belasten, da sie den Handlungsspielraum von Firmen einschränke. Wörtlich sagte Grosse-Brömer, es dürfe keine „weitere Belastung der Wirtschaft durch die Frauenquote“ geben. Familienministerin Manuela Schwesig von der SPD reagierte empört und gab wenig später zurück, es sei „eine Unverschämtheit, wenn Frauen in Führungspositionen als Belastung für die Wirtschaft dargestellt werden“. Aus dem Einwand, die Frauenquote könne die schwächelnde Wirtschaft zusätzlich belasten, wird im Handumdrehen die Aussage: Frauen belasten die Wirtschaft! Ohne eine der Aussagen inhaltlich zu bewerten, ist diese Art der Kommunikation, nach allem was Ich gelernt habe, nicht gerade konstruktiv. Statt sich ernsthaft mit dem Thema auseinander zu setzen, geht es nur darum, den anderen mitsamt seines Arguments, zu zerstören.

Fröhlich weiter ging es in der letzten Woche, nachdem CSU-Politiker Volker Kauder, am Dienstag einen Auftritt im ZDF-Morgenmagazin hatte. Er empfahl der Familienministerin Schwesig, sie solle bezüglich der Frauenquote „nicht so weinerlich sein“. Auch hier geht es mir überhaupt nicht darum, die Formulierung des Herrn Kauder zu bewerten. Viel interessanter ist doch, was dann daraus entsteht. SPD-Chef Gabriel sprang seiner Ministerin zur Seite und unterstellte Kauder ein generelles Problem mit Frauen. SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi bezeichnete nicht nur Kauders Verhalten als Machogehabe, sondern beleidigte auch noch seine Eltern, indem sie schlechte Kinderstube attestierte. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt äußerte sich via Twitter, indem sie feststellte, die wahre Heulsuse der großen Koalition sei Kauder selbst. Den sogenannten „Heulsusen-Streit“, setzten zahlreiche Fraktionsmitglieder der Grünen, am folgenden Mittwoch im Bundestag fort. Sie zückten Taschentücher und winkten Kauder damit zu, während dieser eine Rede hielt.

Ganz ehrlich, mir ist das peinlich. Ich verstehe tatsächlich nicht, warum Politiker scheinbar glauben, sie müssten uns diese destruktive Art der Kommunikation, in der Öffentlichkeit präsentieren. Das wichtige und sensible Thema wird mit Füßen getreten, wenn man sich nach außen wie eine zerstrittene Kindergartengruppe verhält. So wirkt es zumindest auf mich, wenn man sich gegenseitig vorwirft, eine „Heulsuse“ zu sein. Die Menschen erkennen doch, dass es sich hierbei nur um eine Show handelt und verlieren zunehmend das Interesse daran. Vielleicht sollte man die Mitglieder des Bundestages dazu ermutigen, Kommunikationsregeln festzulegen, damit das mal aufhört. So wie damals in der Grundschule. Wir wollen den anderen ausreden lassen! Wir wollen den anderen nicht beleidigen! Was war eigentlich nochmal das Thema der Debatte? Ach ja. Die Frauenquote!