Versteckte Ostereier oder „mehr derselben“

Versteckte Ostereier oder „mehr derselben“

© De Vries

Zu Ostern wird wieder fleißig nach Ostereiern gesucht. Überall machen sich Kinder auf die Suche im Garten oder auch in der Wohnung nach den versteckten Leckereien. Bei diesem Schauspiel lässt sich vieles beobachten, was ebenfalls typisch für die grundsätzliche Lebens- und Denkweise vieler Erwachsener ist. Denn für die erfolgreiche Suche ist die Herangehensweise sehr unterschiedlich. Manche Kinder laufen einfach drauf los und schauen unter jeden Busch und hinter jedem Stein, in jedem möglichen und unmöglichen Versteck. Sie geben nicht auf und scheuen sich auch nicht davor tief in unbekannte Regionen vorzudringen. Grenzen werden gesprengt und die Neugierde treibt sie an. Dabei ist die Osterei-Suche an Sich schon das Hauptvergnügen und die gefundenen Ostereier nur das Sahnehäubchen. Andere wiederum suchen dort, wo sie immer gesucht haben, trauen sich nicht unbekannte Pfade zu gehen. Sobald ein Hindernis zu überwinden ist, geben sie auf. Ermutigungen von Außen oder wohlgemeinte Motivationsversuche werden – wenn überhaupt – nur sehr zögerlich angenommen oder verhallen völlig.

Wer hat Ihrer Meinung nach mehr vom Tag bzw. in diesem Fall vom Ostereiersuchen? Welche Strategie ist wohl die erfolgreichere?

Die Suche nach dem verlorenen Schlüssel

Inspiriert wurde das Beispiel von der Geschichte „Der verlorene Schlüssel oder „mehr desselben““ von Paul Watzlawick (mehr dazu finden Sie hier). In seinem Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ erzählt Watzlawick, neben dieser, auch noch andere Geschichten, die erzählen wie wir es immer wieder mehr oder weniger unbewusst schaffen, uns das Leben selbst schwer zu machen. So auch die Episode mit dem Betrunkenen, der unter einer Laterne seinen Hausschlüssel sucht. Ein Polizist hilft ihm bei der Suche und fragt nach einiger Zeit, ob der Betrunkene sich denn sicher sei, dort auch seinen Schlüssel verloren zu haben? Als Antwort sagt der Mann, dass er den Schlüssel nicht unter der Laterne, sondern woanders verloren hat. Selbstverständlich hat er auch eine Erklärung warum er nicht suche, wo er zu finden sei, denn dort sei es „zu finster zum Suchen“.

Mut zu Schlüssel-Erfahrungen

Für viele Menschen ist es ebenfalls zu finster bzw. sie haben zu viel Angst, um neue Wege zu gehen und neue „Schlüssel-Erfahrungen“ zu machen. Da bleibt man lieber beim Alten und Überlieferten – auch wenn es nicht mehr hilfreich ist. Betrunken sind diese Menschen nur im übertragenen Sinne. Oft sind es völlig nüchtern vorgetragene Rationalisierungen, die erklären sollen warum die Dinge oder Umstände nun mal so sind wie sie sind und das sei nicht zu ändern. Aufgrund der psychologischen Wahrnehmungsfilter werden die festen Vorannahmen auch immer wieder bestätigt.

Persönliche Selbstentwicklung und Selbstreflexion kann so nicht stattfinden. Die Freude am Experimentieren wird durch Routine ersetzt. So wie bei dem Beispiel mit den Ostereiern könnte ein wenig mehr Mut bei der Suche (nach uns Selbst) zum Erfolg führen – wie auch immer dieser aussieht.

Wie verstehen Sie die Geschichte vom Betrunkenen? Wo trauen Sie sich nicht hinzuschauen und wo haben Sie sich getraut? Was waren die Folgen?