Verlusterfahrung als Chance für persönliches Wachstum

Verlusterfahrung als Chance für persönliches Wachstum

© De Vries

Die Verlusterfahrung durch den Tod von nahen Angehörigen, Freunden und Bekannten gehört zum Leben. Der Tod eines geliebten Menschen kann ganz plötzlich z.B. durch einen Unfall oder eine Krankheit kommen. Aber auch wenn der Tod auf natürliche Weise und im hohen Alter eintritt so trifft diese Verlusterfahrung die Angehörigen oft wie ein schwerer Schicksalsschlag und das Leben verändert sich von Jetzt auf Gleich. Neben den ganzen äußerlichen Einschnitten beginnt die Zeit des (inneren) Abschieds und der Trauer.

Das Trauerjahr

In unserem Kulturkreis gibt es das sogenannte „Trauerjahr“. Früher (und teilweise auch noch heute) trugen die Witwen ein Jahr „Schwarz“ und durften in diesem Zeitraum nicht wieder neu heiraten. Dies sollte vor allem den Respekt vor dem Verstorbenen dokumentieren und war ein Gebot des „Anstands“. Die zeitlichen Trauer-Regeln bei dem Verlust z.B. eines Kindes oder eines Freundes sind mir nicht bekannt. Kennen Sie welche? Die Erkenntnis, dass es Zeit braucht über den Schmerz des Verlustes hinwegzukommen, ist in dieser Regelung zwar zu erkennen, allerdings ist nicht klar, warum gerade dieser Zeitraum festgelegt wurde. Es ist davon auszugehen, dass es keine psychlogisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu gegeben hat und das Trauerjahr mehr oder weniger eine willkürliche Frist ist, bzw. mit anderen Gründen (juristische?) in Zusammenhang steht. Wie lange brauchen wir aber in der Regel tatsächlich um einen solchen Verlust zu verarbeiten und wie verändern wir uns durch diese Erfahrung? Dieser Frage sind nun Wissenschaftlern in einer Studie nachgegangen und sie kamen zu interessanten Ergebnissen (mehr dazu finden Sie hier).

Empirisch gemessene Trauerzeit

Die Forscher legten insbesondere Wert darauf herauszufinden wie lange der Trauerprozess tatsächlich dauert. Sie fanden heraus, dass das Trauerjahr viel zu kurz bemessen ist, um einen Verlust soweit zu verarbeiten, dass ein Leben ohne Beeinträchtigungen möglich ist. In der Regel braucht es sogar bis zu drei Jahren. Diese Trauerzeit hat dann unterschiedliche Phasen von intensiver Trauer und gefühlter Nähe zur verstorbenen Person. Nur wenn die Intensität der Trauergefühle nach ungefähr drei Jahren nicht gelindert ist, sollte man sich psychologisch helfen lassen. Besonders interessant ist zudem die Erkenntnis, dass ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Verstorbenen nicht verschwindet. Das könnte auch als Motivation aufgenommen werden, offene Themen etc. noch zu Lebzeiten, insbesondere mit nahe stehenden Menschen, anzusprechen und sich zu versöhnen.

Verlusterfahrung und Empathie

Ein weiteres wichtiges Ergebnis dieser Studie bezieht sich auf die persönlichen Veränderungen infolge des Trauerprozesses. Die Erfahrung einer tiefen, bewältigten Trauer macht empathischer und mitfühlender für das Leid anderer Menschen. Das wiederum wurde von den Probanden als positiv bewertet und als persönliches Wachstum erlebt.

Könnte man die Ergebnisse der Wissenschaftler zur Bewältigung von Verlusten auch verallgemeinern? Wie erleben Sie Verluste und wie bewältigen Sie diese? Wie sehen Ihre persönlichen Erfahrungen zum Trauerprozess aus?