„T“ – Transaktionsanalyse

Transaktionsanalyse

© De Vries

Die Transaktionsanalyse (TA) ist ein psychologisches Modell zum Beobachten, Beschreiben und Verstehen von Persönlichkeiten und sozialen Beziehungen zwischen Individuen und sozialen Systemen (mehr dazu finden Sie hier). Der Begriff „Transaktionsanalyse“ klingt erst einmal sehr trocken und theoretisch. Dahinter verbirgt sich aber eine faszinierende Geschichte und ein auf Beobachtung basierendes – und praktisch einsetzbares Modell.

Ursprünge

Drei Wissenschaftler haben die Transaktionsanalyse begründet: Wilder Penfield, ein Neurochirurg und die beiden Psychiater Eric Berne und sein Schüler Thomas Harris. Ausgangspunkt war die Entdeckung Penfields. Während der Operationen am Gehirn seiner Patienten experimentierte er mit einer elektrischen Sonde und stimulerte verschiedene Stellen der Großhirnrinde. Da diese Operationen bei vollem Bewusstsein durchgeführt wurden, konnte Penfield während des Eingriffs mit seinen Patienten reden und sich von diesen schildern lassen, welche Bilder und innerliche Vorstellungen in ihnen hochkamen. Jedes mal machte er eine erstaunliche Entdeckung, denn bestimmte Erinnerungen waren immer an ein und derselben (elektrisch stimulierten) Stelle im Gehirn fest verankert. Die Patienten erinnerten sich aber nicht nur, sondern erlebten die Situation intensiv noch einmal neu. Nichts konnte den Ablauf der Erinnerungen ändern – es war wie ein Film mit festgelegtem Drehbuch. Sogar nicht mehr bewusste Erinnerungen konnten auf diese Weise wieder abgerufen werden. Penfield und Harris sprachen aufgrund dieser Entdeckung vom Gehirn als Aufnahmegerät ähnlich einem HIFI-Tonbandgerät.

Die drei „Ich-Zustände“

Die gedankliche Übertragung dieser Phänomene von der Neurochirurgie auf die Psychologie gelang Berne durch die These, dass alltägliche Situationen die Rolle der elektrischen Sonden übernehmen könnten. Bestimmte Reize aus der Umwelt wirken so auf das Gehirn und stimulieren Erinnerungen. Berne kam zu dieser These, weil er seine Patienten genau beobachtete. Er stellte fest, dass sie sich innerhalb von wenigen Augenblicken in ihrer gesamten Ausdrucksweise stark veränderten. Er glaubte, dass diese Veränderungen durch Erinnerungen hervorgerufen werden. Besondere Bedeutung maß er demnach den Erinnerungen aus den ersten fünf bis sechs Lebensjahren zu. Nach Berne lassen sich Erinnerungen grundsätzlich in drei Kategorien („Ich-Zustände“, mehr dazu finden Sie hier) einteilen: „Eltern-Ich“, „Erwachsenen-Ich“ und „Kindheits-Ich“. Diese drei ich-Zustände basieren auf dem Modell von Freud. Im Unterschied zu Freuds Konzept interessierte Berne aber wie sich diese drei Ich-Zustände auf das sozial-transaktionale Geschehen auswirken.

Die „Vier Lebensanschauungen“

Das zweite Element der Transaktionsanalyse ist die Theorie der „Vier Lebensanschauungen“ (in der sogenannten „Skriptanalyse spricht man auch von den „Fünf Lebenseinstellungen; mehr dazu finden Sie hier), welche im Wesentlichen auch auf Penfields Beobachtungen zurückgeht. Hier wird angenommen, dass die wechselnden positiven und negativen Erfahrungen des Säuglings wesentlich dazu beitragen können, welches Lebenskonzept sich später beim Erwachsenen in der sozialen Transaktion zeigt.

Die vier Lebensanschauungen sind:

  1. Ich bin ok, du bist ok.
  2. Ich bin nicht ok, du bist ok.
  3. Ich bin ok, du bist nicht ok.
  4. Ich bin nicht ok, du bist nicht ok.

Der Transaktionsanalyse zufolge entscheiden sich Menschen bis zu ihrem dritten Lebensjahr aufgrund ihrer Erfahrungen mit dem Wechsel von Alleingelassen-Werden und Zuneigung (unbewußt) für eine der drei Lebensanschauungen. Die vierte Lebensanschauung entwickelt sich aus einer bewußten Entscheidung. Die Transaktionsanalyse ist dabei ein Mittel, diese bewußte Entscheidungsfindung zu unterstützen. (mehr dazu finden Sie hier).

Haben Sie bereits Erfahrungen diesem Konzept gemacht? Haben Sie bei sich oder anderen verschiedene Ich-Zustände identifiziert, je nach Situation? Was halten Sie von den Grundannahmen der TA?