Der Ursprung des Tetralemmas liegt in der indischen Philosophie, genauer gesagt in deren Logik. Die Logik ist eine Disziplin innerhalb der Philosophie und wird als Lehre des vernünftigen Schlussfolgerns bezeichnet. In unserer europäischen Logik – die auf Aristoteles zurück geht – ist eine Aussage entweder wahr oder falsch. Entweder hat ein Gegenstand eine bestimmte Eigenschaft oder er hat sie nicht. Die indische Logik enthält dagegen zwei weitere Positionen, die gemeinsam das Tetralemma ergeben. In der europäischen Logik gibt es nur das „Eine“ und das „Andere“, während die indische Logik die Annahmen „Beides“ und „Keines von Beidem“ ergänzt. Darüber hinaus gibt es noch eine fünfte Position, die in ihrer Verneinung über die vierte hinaus geht. Sie besagt „All dies nicht und selbst das nicht!“. Diese Position wurde von den Buddhisten als Nichtstandpunkt bezeichnet, da er zum einen alle anderen Standpunkte verneint, zum anderen aber auch sich selbst.
Dank Matthias Varga von Kibèd und Insa Sparrer dient das Teralemma heute auch als Coachingtool. Sie haben in ihrem Buch „Ganz im Gegenteil“ Tetralemmaarbeit und andere Grundformen systemischer Strukturaufstellung beschrieben. Durch diese einfache Strukturaufstellung, die auch ohne fundiertes Wissen über Aufstellungsarbeit durchgeführt werden kann, können schwierige Dilemmata aufgelöst werden. Denn durch die hinzugefügten Positionen, findet eine Erweiterung des Entscheidungs- und Handlungsraums statt. Auch die fünfte Position ist Bestandteil des Tetralemmas und verlässt völlig den Rahmen der ursprünglichen Fragestellung. Das Dilemma wird nicht gelöst sondern löst sich auf. Die Position kann zu einem völlig neuen und kreativen Schritt führen, der mit der Fragestellung des eigentlichen Dilemmas, überhaupt nichts mehr zu tun hat.
In der Verwendung des Tetralemmas als Coachingtool, durchläuft ein Klient einen Prozess, in dem er sich mit den verschiedenen Positionen auseinandersetzen kann.