Auch aus systemischer Sicht, war die Geburt der monegassischen Prinzenzwillinge, ein hoch spannendes Ereignis. Letzte Woche Montag, erblickten Prinzessin Gabriella Thérèse Marie und Prinz Jaques Honoré Rainier, mit einem Abstand von zwei Minuten, das Licht der Welt. Die Prinzessin kam wohlgemerkt als Erste.
Der Zeitpunkt des Eintritts in ein System, spielt in der systemischen Aufstellungsarbeit, eine entscheidende Rolle. Mit ihm sind Rechte und Pflichten, in Bezug auf die jüngeren und älteren Systemmitglieder, verknüpft. Der zeitliche Abstand zweier Systemeintritte ist hierbei nicht von Bedeutung. Entscheidend ist nur der Zeitpunkt des Eintritts, was bei Zwillingen natürlich besonders witzig ist. Aber auch bei 93- und 94-jährigen Geschwistern, ist der oder die 94-jährige, der große Bruder oder die große Schwester.
In Monaco erhalten Jungen in der Erbfolge den Vorzug vor erstgeborenen Mädchen. Diese Regelung könnte man vielleicht nicht nur aus feministischer, sondern auch aus systemischer Sicht einmal überdenken. Aber warum? Und wer macht überhaupt diese Regeln?
Laut Theorie haben Systeme eine natürliche Ordnung und geraten in „Schieflage“, wenn diese Ordnung gestört ist. Das Mobile ist ein plastisches Beispiel dafür, wie Systeme demnach funktionieren. Entferne ich ein Teil aus einem Mobile oder verändere seine Position, hängt das ganze System schief. Alle anderen Teile müssen außerdem „Ausgleichbewegungen“ machen. Genau dasselbe passiert in Familiensystemen, in denen die Mitglieder nicht auf ihrer „Position“ stehen. Daher müsste eigentlich die Prinzessin den Vorrang in der Thronfolge bekommen. Sie ist die große Schwester, darf länger aufbleiben und kriegt das größere Zimmer. An den kleinen Bruder muss natürlich auch gedacht werden. Ihn fragt ja auch keiner, ob er überhaupt die Aufgabe seiner großen Schwester übernehmen will.
Es ist eigentlich kaum möglich, Systemtheorien und systemische Aufstellungsarbeit wissenschaftlich zu erklären oder gar zu beweisen. Dennoch kommen sie heute bereits in sozialen und geisteswissenschaftlichen Studiengängen vor. Es handelt sich hierbei wohl um etwas, dass wir noch nicht verstehen können. So ist es übrigens bei vielen Dingen, mit deren Wirksamkeit wir leben. Kein Mensch weiß genau wie Gravitation funktioniert oder woher sie kommt.
Trotz der systemischen Startschwierigkeiten, wünsche ich den neugeborenen Zwillingen ein wunderbares erstes Weihnachtsfest und ein glückliches, erfülltes Leben. Sollte es dennoch mal Probleme geben, bietet das ISC-Finger regelmäßig Aufstellungstage an.