Was, wenn es eine Zeit des Handelns gibt und eine Zeit des Nicht-Handelns – eine Zeit der kreativen Ruhe? Der Taoismus beschreibt eine Art des Nicht-Tuns, wo einer loslässt und eben nicht versucht krampfhaft die Ergebnisse zu steuern und zu kontrollieren. Er entspannt sich, lässt einfach geschehen, was geschieht – ganz nach dem Kölschen Grundgesetz „Et kütt, wie et kütt“. Solch einer trifft seine Entscheidungen aus dieser entspannten Haltung heraus. Spontan und intuitiv kommt er so auf genau die richtige Lösung für die sich in diesem Moment zeigende Herausforderung – und das alles völlig mühelos. So die taoistische Lehre. Kann Selbstquarantäne so eine Zeit des Nicht-Handelns sein? Und wie sieht das dann konkret aus?
Wenn ich mich dieser Tage mit selbstständig tätigen Kollegen unterhalte, kommt meist zu Anfang des Gesprächs gleich die Frage: Und was machst du jetzt? Einige schauen besorgt in die Zukunft. Die Ungewissheit, welche Auswirkungen die Maßnahmen rund um Corona auf ihr Business haben werden, macht sie unruhig und unsicher. Rechnungen, Kredite und Mieten müssen schließlich bezahlt werden und Familien versorgt. Im Konzern eines Freundes denkt die Führungsriege jetzt über Kurzarbeit nach – auch für Angestellte stehen Veränderungen an.
Und jeder geht anders mit diesen Veränderungen um: Die einen stürzen sich vielleicht in blinden Aktionismus. Anderen bereiten Ungewissheit, Panik und Zukunftssorgen schlaflose Nächte – das bringt sie eventuell auch noch körperlich in die Bredouille, denn ein starkes Immunsystem braucht Schlaf. Und wieder andere dagegen bleiben gelassen: „Et es wie et es“ und „Et hätt noch immer jot jejange“.
Im Volksmund gibt es die Weisheitsformel für diese Art des Umgangs mit Herausforderungen: „In der Ruhe liegt die Kraft.“ Und brauchen wir jetzt nicht alle Kraft? Eltern, die ihre Kinder gut betreut und versorgt wissen wollen. Die Senioren und andere Risikogruppen, die in Isolation ausharren, um ihre Gesundheit zu schützen. Unternehmer, denen die Kundenaufträge wegbrechen. Arbeitgeber, die Entscheidungen treffen müssen, die wiederum ihre Mitarbeiter betreffen.
Wie also bewahrst du Ruhe in Zeiten von so viel Ungewissheit? Was, wenn dein Bedürfnis ein gewisses Maß an Sicherheit und Kontrolle ist, auch wenn du weißt, dass sie ohnehin Illusion sind? Was gibt Halt zwischen leeren Toilettenpapier- und Konservenregalen und wegbrechenden Kundenaufträgen und Einnahmen?
Es bedeutet für einige große Überwindung, gerade in solch einer Situation zu entspannen und die Ruhe zu bewahren. Was, wenn du wüsstest, dass allein die Entspannung genau die Lösung hervorbringen kann, die du für einen erfolgreichen Verlauf brauchst?
In den kommenden Blogbeiträgen werde ich diesem Gedanken weiter nachgehen und freue mich auf den Austausch mit dir in den Kommentaren, über deine Blickwinkel auf das Thema und wie du mit den aktuellen Gegebenheiten umgehst.
Weiterführende Literatur zum Taoismus:
Theo Fischer: Wu wei – die Lebenskunst des Tao, Rowohlt Verlag.
Dr. Wayne Dyer: Ändere deine Gedanken – und dein Leben ändert sich: Die lebendige Weisheit des Tao, Goldmann Verlag.
Alan Watts: Der Lauf des Wassers – Eine Einführung in den Taoismus, Suhrkamp Verlag.