Grundsätzlich unterscheidet man zwischen problem-, ressourcen- und lösungsorientierten Fragen. Es macht einen großen Unterschied, ob man fragt:
- Warum geht es nicht? (problemorientiert)
- Was wäre nötig, damit es geht? (ressourcenorientiert)
- Wie könnte es möglich gemacht werden? (lösungsorientiert)
Ressourcen- und lösungsorientierte Fragen führen den Klienten zu neuen Denkweisen, Handlungsalternativen und zielorientierten Verhaltensmustern.
Problemorientierte Fragen führen den Klienten zu einem problematischen Denken und verursachen eine so genannte „Problemhaltung“. Im Coaching arbeitet man grundsätzlich mit lösungs- und ressourcenorientierten Fragen.
Natürlich arbeitet man auch ganz bewusst mit Problemmustern, aber nicht um deren tatsächliche Ursache zu finden, sondern immer im Hinblick darauf, mögliche lösungsorientierte Verhaltensweisen für die Zukunft zu entwickeln. Problemorientierte Fragen werden immer nur dann verwendet, wenn sie über einen möglichst kurzen Umweg zur zielorientierten Lösung führen.
Ein erfolgreicher Coaching-Prozess lebt von guten Fragen. Wer fragt braucht keine Antworten zu geben und ob die Fragen „gut“ sind, bestimmt der Klient. Je länger der Klient braucht, um eine Frage zu beantworten, desto entscheidender war die Frage. Deshalb ist die größte Herausforderung für die Arbeit des Coachs – Geduld! Die Geduld so lange zu warten, bis der Klient eine Antwort auf die Frage gefunden und formuliert hat. Niemals unterbrechen!
Es folgen drei Beispiele für systemische Fragen:
1. Zirkuläre Fragen
Menschen sind nicht, sondern sie verhalten sich. Deshalb stellen die zirkulären Fragen das Herzstück des systemischen Coachings dar. Sie machen komplexe Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Verhaltensweisen von Beteiligten klar, ohne dass das ganze relevante System (Team, Familie, etc.) anwesend sein muss.Wenn wir davon ausgehen, dass an einem bestimmten, als problematisch befundenem Ereignis, unterschiedliche Verhaltensweisen verschiedener Personen in Wechselwirkung beteiligt waren, dann ist die Aufgabe im Coaching, diese Zusammenhänge sichtbar zu machen und die wirksame Intensität der Verhaltensweisen einzelner, auf das Gesamtergebnis zu verdeutlichen. Mithilfe zirkulärer Fragen gelingt es zu verdeutlichen, welche Verhaltensweisen des Klienten mit welchem Verhalten anderer Personen des Systems verknüpft sind und welches Verhalten des Klienten, Veränderung in die gewünschte Richtung bewirkt. Somit kann der Klient erkennen und prüfen, welche Verhaltensweisen er selber verändern kann, um wiederum auf Umwegen veränderte Reaktionen hervorzurufen.
2. Dissoziierende Fragen
Meist sind Klienten sehr stark mit ihrem Problem verhaftet (assoziiert). All ihre Gedanken kreisen um das Problem und sie kommen aus diesem Teufelskreis selten alleine wieder raus.Durch dissoziierte Fragestellung kann der Klient sein Problem von außen betrachten:
- Aus der Sicht des Gegenüber
- Woran würde ihr Gegenüber bemerken, dass das Problem gelöst ist
- Aus der Sicht eines Unbeteiligten
- Aus der Sicht einer Person, die das Problem völlig im Griff hätte
- Wenn sie sich am Arm aus der Situation herausziehen würden und sich selber von außen betrachten würden
3. Innen/Außen-Fragen
Wenn ein Klient z.B. sagt, ich fühle mich von Person XY respektlos behandelt (innen), kann der Coach durch eine Frage herausfinden, wie sich die Respektlosigkeit im Außen für den Klienten darstellt. So bekommt der Klient die Chance zu erkennen, dass mangelnder Respekt nicht die einzige Begründung für das beobachtete Verhalten sein muss.
Wenn ein Klient sagt, Person XY ist unzuverlässig (außen), weil diese immer kurzfristig Termine absagt, kann der Coach durch eine Frage herausfinden, was es mit dem Klienten macht (innen), wenn man ihm kurzfristig Termine absagt. So bekommt der Klient die Chance, über die Gefühle nachzudenken, die durch das Verhalten von XY in ihm ausgelöst wurden.
Als Coach liegt die Aufgabe darin, dem Klienten zu ermöglichen, seine Meinung oder Sichtweise zu ändern.