„R“ – Risiken einer Klient-Coach-Beziehung

Risiken einer Klient-Coach-Beziehung

© De Vries

Jedes Coaching und jede Therapie bietet dem Klienten viele Möglichkeiten der Entwicklung seiner persönlichen Ressourcen. Im Ergebnis soll die momentane Situation verbessert – und Hindernisse beseitigt werden. Wie alles was Chancen bietet, gibt es auch im Coaching gewisse Risiken. Diese Risiken entstehen vor allem innerhalb der Klient-Coach-Beziehung. Diese Beziehung ist eine ganz besondere Beziehung und unterliegt gewissen Grund-Regeln, die es zu beachten gilt. Werden diese Regeln verletzt, ist ein Coaching im eigentlichen Sinne nicht mehr möglich.

Welche Grundregeln sind beim Coaching besonders zu beachten?

Neutralität

Neben den Interaktions-Techniken, die es vom Coach zu beherrschen gilt ist es wichtig festzustellen, dass der Coach (nur) ein neutraler Wegbegleiter des Klienten ist. Als neutraler Wegbegleiter gibt er gezieltes Feedback, vermeidet aber direkte Interventionen wie z.B. Ratschläge oder Anweisungen. Ein Coach zeichnet sich dadurch aus, dass er seinem Klienten den Prozess der individuellen Entwicklung eröffnet, erleichtert und diesen begleitet. Wenn der Coach diesen Neutralitätsgedanken nicht beachtet wird aus ihm ein Berater. Ein Berater kennt die Lösung für den Klienten und berät in diesem Sinne. Der Klient ist nicht mehr in der Lage Hilfe zur Selbsthilfe zu erlernen und wird in gewissem Maße abhängig von seinem Berater.

Übertragungen

Übertragungen sind psychologische Wechselwirkungen zwischen dem Therapeuten und seinem Klienten. Siegmund Freud bezeichnete dieses Phänomen der Übertragung und Gegenübertragung als „emotionale Wechselwirkung“. Übertragen werden die frühkindlichen Gefühle vom Klienten zu seinen wichtigsten Bezugspersonen auf den Coach. Das Risiko besteht darin, dass der Coach in eine unbewusste emotionale Beziehung mit dem Klienten geht (Gegenübertragung). Hier kann eine Supervision helfen aus dieser Verstrickung heraus zu kommen. Solange man in diesem Kreislauf festhängt ist eine neutrale Wegbegleitung nicht möglich.

Rapport-Abbruch

Ein wichtiger Bestandteil des Kommunikationsprozesses ist der Aufbau eines vertrauenswürdigen Verhältnisses des Klienten zum Coach sowie die Schaffung einer angenehmen Atmosphäre durch guten Kontakt während des Coaching-Prozesses. Guter Kontakt wird durch sogenannten „Rapport“ unterstützt. Rapport bedeutet im Wesentlichen, dass sich der Coach in besonders intensiver Weise auf seinen Klienten einstellt und entsprechend positives Feedback gibt. Das kann auf unterschiedlichen Ebenen geschehen. Im Gespräch selbst z.B. wird häufig die Körperhaltung bzw. Mimik und Gestik des Klienten gespiegelt. Aufmerksames Zuhören, aufrichtiges Interesse am Gesagten und positive Verstärkungen ermutigen den Klienten sich zu öffnen. Wird dieser Kontakt abgebrochen, plötzlich und ohne jede Erklärung, kann dies zu einer Irritation oder emotionalen Kränkung/Verletzung führen. Der Aufbau eines guten Kontakts ist dann wesentlich erschwert oder sogar nicht mehr möglich.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Risiken eines Coachings selbst gemacht? Sind Ihnen die angeführten Risiken schon einmal als Klient oder Coach begegnet? Wie haben Sie die Situation gelöst?