„Sei jetzt bitte spontan … (aber nicht weil ich es Dir gesagt habe)!“ Diese Aufforderung, die manchmal in einem nicht ganz so ernsten Kontext daher kommt, nennt man paradoxe Kommunikation“. Paradoxe Kommunikation ist durch Widersprüchlichkeit in derselben Nachricht gekennzeichnet (mehr dazu finden Sie hier). Es ist quasi die Aufforderung an den Empfänger etwas Unmögliches zu tun. Gleichzeitig soll etwas getan und gelassen werden. Wenn eine Mutter beispielsweise ihr Kind auffordert zu kommen und gleichzeitig abweisende Gesten aussendet, ist jede Reaktion des Kindes daraufhin falsch. Körpersprache (Gestik, Mimik) sagen das Eine und die Sprache sagt das Gegenteil. Hier sprechen Kommunikationspsychologen von paradoxer Kommunikation.
Eigene Wertesysteme aktiv
Diese Art der Kommunikation ist alles andere als selten und begegnet uns täglich. Ursache für die paradox empfundenen Situationen sind häufig die als gegensätzlich empfundenen Positionen im eigenen Wertesystem. Man möchte gewissermaßen den für wichtig empfundenen Normen entsprechen – auch wenn diese sich gegenseitig scheinbar ausschließen. Wenn beispielsweise ein Jugendlicher möglichst cool wirken möchte, er sich aber innerlich unsicher fühlt, weil er auch noch Kind ist oder wenn ein Erwachsener aufgefordert wird, Karriere zu machen und gleichzeitig ein fürsorgender Familienmensch zu sein, dann wird im Grund etwas Unmögliches verlangt.
Kreative Seite von paradoxer Kommunikation
Paradoxe Kommunikation hat auch durchaus eine konstruktive und kreative Seite. Beispielsweise arbeiten Zen-Buddhisten mit sogenannten Koans (mehr dazu finden Sie hier). Durch diese teilweise paradoxen Rätsel sollen die Blockaden des logisch rationalen Denkens überwunden werden. Scheinbare Gegensätze lösen sich dadurch auf und etwas Neues entsteht. Auch in der Psychologie wird häufig mit der paradoxen Kommunikation gearbeitet, um den Klienten aus festgefahrenen Denkmustern zu lösen und dabei neue Sichtweisen zu eröffnen.
Double-bind
Ein Risiko für die seelische Gesundheit eines Menschen kann die paradoxe Kommunikation nach Ansicht der Psychologen werden, wenn diese zum dauerhaften Muster in starken Beziehungen geworden ist. Dann sprechen Fachleute vom sogenannten „double-bind“ (mehr dazu finden Sie hier). Insbesondere in Mutter-Kind Beziehungen, die durch widersprüchliche Kommunikation geprägt sind, kann es zu psychischen Problemen beim Kind kommen. In dieser Abhängigkeitsbeziehung befindet sich das Kind in dem unlösbaren Dilemma einerseits von der Mutter geliebt zu werden aber andererseits gleichzeitig von dieser Ablehnung erfährt. Einen Ausweg kann nach Meinung der Psychologen erst dann gefunden werden, wenn sich dieses Abhängigkeitsverhältnis auflöst und der Betroffene lernt, über die Situation mit einer gewissen Distanz zu reden.
Wie sehen Ihre Erfahrungen mit paradoxer Kommunikation aus? Sind Sie selbst öfter in einem Dilemma sich scheinbar widersprechender Handlungsaufforderungen? Wie lösen Sie diese Situationen?