Networking scheint heutzutage für jeden Selbständigen, aber auch für jeden Arbeitnehmer und auch im privaten Bereich (Stichwort: Kinderbetreuung und Tagesmütter) eine sehr wichtige Tätigkeit zu sein. Ohne ein gut funktionierendes Netzwerk oder die sogenannte „Seilschaft“ (in Unternehmen) ist man ziemlich aufgeschmissen. Das war auch schon in der Vergangenheit so. Man denke nur an die Zünfte und Gilden. Obwohl es die Tendenz zum Networking wahrscheinlich überall gibt, ist diese regional unterschiedlich stark ausgeprägt. Der „kölsche Klüngel“ ist mittlerweile ein Begriff, der in der ganzen Republik bekannt ist und verstanden wird. Allerdings hat der Klüngel und unterschiedliche Formen der Kumpanei immer etwas Negatives und Anrüchiges an sich. Wenn man sich zusammenschließt, um für sich und die Seinen einen Vorteil zu verschaffen, müssen andere, die ausgeschlossen werden dafür bezahlen. In der alten Welt ist das Wir vornehmlich beschränkt auf die wirtschaftlichen Interesse der Mitglieder der Gemeinschaft. Heute gibt es wesentlich mehr Formen dieser Gemeinschaftsphänomene. Neue Wir-Kulturen und das Experimentieren innerhalb dieser Netzwerke sind sehr wichtig für den zukünftigen Erfolg der sogenannten Next Economy (mehr dazu unter finden Sie hier).
Dimensionen der Vernetzung
Das www steigert dabei die Möglichkeiten der Vernetzung um ein Vielfaches. Soziale Netzwerke und App-Gemeinschaften beispielsweise schaffen regional übergreifende Plattformen für neues miteinander kommunizieren, arbeiten und Ideen austauschen. In dem oben genannten Artikel des Zukunftsinstituts wird die komplexe Landschaft der Wir-Angebote anhand der beiden Dimensionen „individuelles Engagement“ und „Grad an Vergemeinschaftung“ überschaubar geordnet. Unterschieden werden dabei sogenannte „Effizienz- Wirs“, die ohne viel persönliches Engagement (Zeit und Geld) trotzdem Teil einer Gemeinschaft sind (z.B. Kleiderkreisel oder Wohnbörsen wie Airbnb etc.). Ein- und Austritt sind unkompliziert, es gibt keine oder sehr wenig gemeinsam verbindliche Werte. Das Gegenteil sind die Weltverbesserungs-Wirs, die sehr viel persönliches Engagement und einen sehr hohen Grad an Gemeinschaft leben. Dort finden sich alle alternativen Lebensformen. Früher sagte man zu diesen Menschen „Aussteiger“. Die beiden anderen Formen sind eine Mischform der beiden. Heute treffen sich beispielsweise Menschen zu gemeinsamen temporären Fitness-Aktionen (auch über App-Gruppen). Diese „Sympathie-Wirs“ bilden für ein bestimmtes Ziel eine Gemeinschaft. Wenn das Ziel erreicht ist, steigt man wieder aus. Bei den „Optimierungs-Wirs“ wird persönliches Engagement groß geschrieben, Gemeinschaft spielt weniger eine Rolle. Das ist bei den Open Education Angeboten (z.B. bei iTunes) der Fall. Egal in welchem Bereich sich die Wirs bewegen, überall wird Neues ausprobiert.
Typen übergreifende Kommunikation
Interessant aus Kommunikationsperspektive ist dabei die Frage, wie sich die Kommunikation in diesen unterschiedlichen Wir-Kulturen entwickelt? Gibt es Effizienz-Wirs, die sich mit „Weltverbesserern“ austauschen können? Wahrscheinlich ist es schwierig einander zu verstehen und wir brauchen ein „Meta-Wir“!? Dieses „Meta-Wir könnte dann zwischen allen Wirs vermitteln und es könnten völlig neue -, kreative Gemeinschaftsprojekte daraus entstehen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit den unterschiedlichen Netzwerkformen? Welcher Wir-Typ sind Sie? Welche besonderen Herausforderungen entstehen Ihrer Meinung nach für die Kommunikation in diesen Netzwerken?