Welche Bedürfnisse melden sich jetzt vielleicht mehr als sonst? Wie gehst du damit um?
Eine Woche Ausgangssperre: Tagsüber Homeoffice und abends ab und zu Videochat mit Freunden. Alle paar Tage mal mit der Nachbarin zwischen Balkon und Terrasse klönen. Bei der vierten Sitcomstaffel in sieben Tagen angekommen, habe ich deren Charaktere mittlerweile schon als vertraute „Mitbewohner“ liebgewonnen. Mit meinem Hund rede ich nicht erst seit gestern, selbst mein Staubsaugerroboter wird gelobt. Zeit allein verbringe ich seit jeher gerne, doch jetzt fühlt sich etwas anders an – irgendwas fehlt. Vielleicht mal eine gute Zeit, um herauszufinden, was ich zum Wohlfühlen brauche? Und wie ich diese Bedürfnisse stillen kann?
Jetzt, wo es gilt zu Hause zu bleiben, merke ich deutlich, was mir die Aktivitäten bedeuten, denen ich sonst nachgehe: Das Miteinander bei Fortbildungen und Kursen zum Beispiel. Die vielfältigsten Projekte mit anderen Menschen zu erarbeiten und umzusetzen, bereitet mir sehr viel Freude. Also entwickle ich gerade Konzepte, wie das aus der Ferne geht. Projekttreffen zu zweit? Jetzt mal im Garten an der frischen Luft. Und ich pflege die Beziehung zu mir, das Miteinander von me, myself and I: Persönliche Projekte angehen, die schon lange brachliegen. Mich ernst nehmen. Themen klären, von denen ich mich bisher vielleicht mit allem Möglichen abgelenkt habe. In den Austausch mit mir selber gehen. Und ganz wichtig: dabei auch über mich selber lachen.
Gedankenaustausch liebe ich, am liebsten persönlich. Doch es geht auch auf Papier: Mit einem Sack voll ausgelesener Bücher komme ich heute beim öffentlichen Bücherschrank an. Sonst proppenvoll, hat er heute etliche Lücken. Es scheint, die Leute lesen mehr. Ich fülle mit meinen Büchern nach. Heute ist keins dabei für mich – macht nix, ich komme gerne wieder.
Ich vermisse Umarmungen zur Begrüßung unter Freunden. Dafür ist die Kommunikation vielleicht noch etwas herzlicher. Auch unter Fremden: Mit den Kassierern im Supermarkt und beim Hundausführen sehe ich dieser Tage im Sonnenschein viel mehr Menschen, die sich grüßen unterwegs. Das fühlt sich gut an. Als stehen wir uns trotz zwei Metern Abstand näher als je zuvor.