Gerade stoße ich auf einen interessanten Artikel, wo es um das Thema „männlich oder weiblich“ geht und das diese binäre schwarz/weiß Unterscheidung insbesondere von Eltern immer noch viel zu sehr betont wird (mehr dazu finden Sie hier). Nach Meinung des Autors wird heute oft nur so getan, als seien wir sehr fortschrittlich und offen für Vielfalt (Anmerkung: Stichwort „Diversity“) – insbesondere auf dem Gebiet der Geschlechts- bzw. der Genderzugehörigkeit. Er beobachtet in den USA, dass wenn es um das Geschlecht der eigenen Kinder geht, die mögliche Vielfalt stark eingeschränkt wird und es nur noch männlich oder weiblich gibt. Auch die passenden geschlechtstypischen Farben blau und rosa sind von vorneherein festgelegt. Kinder dürfen demnach nicht nur einfach Kinder/Babys sein ohne Entweder-oder-Entscheidung. Inzwischen gibt es in den USA den Brauch, sogenannte „Gender-Reveal-Partys“ zu veranstalten, wo die Bekanntmachung des (einen) Geschlechts des ungeborenen Kindes zum Event gemacht wird. Da sei Facebook nach Ansicht des Autors fortschrittlicher, denn es gäbe 60 (!) Möglichkeiten sein Geschlecht anzugeben, je nachdem wonach einem gerade ist. Das kommt dem Ideal der Vielfalt wesentlich näher und macht die Festlegung auf spezifische Rollenmuster bedeutend schwieriger – und interessanter.
Gender-Forschung
In Deutschland wird die stark boomende sogenannte „Gender-Forschung“ ebenfalls kontrovers diskutiert und das Rollenverständnis auf den Prüfstand gestellt. Dieser Forschungszweig greift auf den englischen Begriff „Gender“ zurück, weil dieser mehr Wahlmöglichkeiten als der deutsche Begriff „Geschlecht“ (englisch „Sex“) zulässt. Unter Gender ist in der Gender-Forschung überwiegend das „soziale Geschlecht“ gemeint, also alle Rollenmuster die unabhängig vom biologischen Geschlecht existieren.
Aber was bedeutet es eigentlich, wenn man Menschen festlegt auf ein binäres Geschlecht? Entspricht diese starre Sichtweise überhaupt der Realität? Was wäre, wenn es so etwas wie männlich oder weiblich in Reinform überhaupt nur eine künstliche Erfindung ist?
Transgender-Debatte
Wie problematisch auch heute noch der Umgang mit Menschen ist, die nicht in ein vorgefertigtes Mann/Frau Muster passen wollen zeigt beispielsweise die Transgender-Debatte um Lilly Wachowsky, einer Transfrau und Regisseurin (mehr dazu finden Sie hier). Sie und andere Prominente Transmenschen gehen an die Öffentlichkeit, weil diese statistisch häufigste Opfer von Gewalt- und Morddelikten sind.
Alte Denkmuster infrage stellen
Mehr Bewusstsein und gesellschaftliche Toleranz zu den Themen der Genderforschung und um Vielfalt zu fördern entsteht auch durch das Offenlegen existierender Denkmuster und Vorurteile. Ein Beispiel dafür ist die Berliner Professorin Lann Hornscheidt. Sie hat eine öffentliche Diskussion allein dadurch losgetreten, dass sie sich selbst nicht mehr Professorin nennt, sondern völlig geschlechtsneutral mit „Profx“ angesprochen werden möchte. Oft werden diese und ähnliche Aktionen als „über das Ziel hinausschießen“ empfunden (mehr dazu finden Sie hier). Auf jeden Fall wird zum Nachdenken angeregt. Auch die öffentlichen Outings von Transmenschen regen dazu an, alte Denkmuster zu überprüfen und gegebenenfalls neu zu denken.
Vielleicht gibt es zukünftig immer mehr Menschen und weniger Männer und Frauen!? Was meinen Sie?