Roadtrip Tag 3: Aus der Duschbox ertönt heute Morgen ein französischer Chanson – „la mer“ von Charles Trenet… sowas haben ihr Mann und sie früher auch gehört, erinnert sich Else beim Frühstück. Auf Konzerte sind sie damals zusammen gegangen und haben sonntagsmorgens zum Frühschoppen Schallplatten aufgelegt. Meistens Operetten und Opern.
Gestern saßen wir in Strande in einem Café am Hafen. Wo Gerhard ein paar Seemeilen vor der Küste vor 25 Jahren seebestattet wurde. Else, die sich sonst keinen Schmerz und Gefühlsregungen anmerken lässt, bekommt plötzlich feuchte Augen. Sie spricht von der Verbindung zu ihrem Mann, die sie hier an der See mehr spürt als zu Hause.
Das Schiff von Kapitän Ludwig, der damals die Bestattung durchgeführt hat, läuft an diesem Tag auch wieder in den Hafen ein samt Trauergesellschaft an Bord. Rausfahren darf er mit uns jedoch nicht so einfach, wegen der strengen Bestimmungen rund um Corona. Else nimmt es gelassen und das Schiff chartern extra für eine Erinnerungsfahrt wollte sie jetzt nicht. Stattdessen haben wir am Strander Leuchtturm auf die See geschaut.
Die Urne für Seebestattung besteht laut Else aus Ton und Salz und löst sich nach acht Stunden im Meerwasser auf. „Die Asche von Gerhard ist jetzt vielleicht schon in Honolulu…“, sagt sie und lacht. Sie hat das Gefühl, seine Seele ist bei ihr geblieben. Wir tauschen uns darüber aus. Ich stelle mir vor, dass sich die Seele nach dem Tod erstmal wieder im Universum oder so aufhält, um sich dann ein neues Leben auszusuchen, um neue Abenteuer zu erleben. Das kann sich Else so nicht vorstellen, sonst würde sie sich ja nicht noch so verbunden fühlen mit dem geliebten Verstorbenen, sagt sie.
Die Seeleute wiederum glauben: Jede Seemöwe ist ein verstorbener Seemann…
… gleich suchen wir uns eine Fähre oder ein Schiff und schauen uns die Gegend vom Wasser aus an. Fortsetzung folgt…