Konflikte zwischen Eltern und Kind: Stress am Flughafen

Konflikte zwischen Eltern und Kind: Stress am Flughafen

© De Vries

Ein Konflikt zwischen Eltern und Kind, im Sicherheitsbereich eines ausländischen Flughafens, gehört garantiert zu den besonderen Herausforderungen im Leben. Auf dem Rückflug vom diesjährigen Sommerurlaub bekam ich Gelegenheit, sie zu meistern.

Wir waren in diesem Jahr mit einigen Familienmitgliedern und Freunden unterwegs, weshalb die Gruppe aus ca. zehn Erwachsenen und meiner
4-jährigen Tochter bestand. Während ich am Gate sitzen blieb, gingen die meisten anderen in den Duty-Free-Shop, um Tabakwaren oder Kosmetik zu kaufen. Mit dabei waren auch meine Tochter, meine Frau und meine Schwiegermutter, die alle in bester Laune losgingen. Zurück kamen ein bitterlich weinendes, teilweise schreiendes Kind, eine verärgerte Mutter und eine versöhnlich blickende Oma. Was war passiert?

Meine Tochter hatte ein Bedürfnis geäußert, welches man ihr nicht erfüllen konnte. Sie stand im Duty-Free-Shop und wollte etwas haben, dass keine Süßigkeit ist, sondern etwas, womit man sich hübsch machen kann. Den 1€-Erdbeer-Lippenbalsam bekommt man im Duty-Free-Shop leider nicht und Lippenstift für 30€ ist sicherlich keine Alternative. Wie auch immer, das Kind war in den Brunnen gefallen, der Brunnen stand mitten im Flughafen und das Kind schrie und weinte.

In diesen und in allen ähnlichen Augenblicken gibt es zwei Wege die zur Auswahl stehen. Der eine Weg besteht in einem Machtkampf der von den Eltern ausgeht. Man ist wütend darüber, dass das Kind in einer ohnehin stressigen Situation, solch eine Szene macht, nur weil es mal nichts gekauft bekommt. Man droht seinem Kind, wird lauter und zorniger in der Aussprache oder bestraft es an Ort und Stelle. Der andere Weg besteht in dem Versuch Empathie zu seinem Kind aufzubauen, um zu verstehen, was gerade so schlimm für das Kind ist. Leider wird dieser Weg oft als elterliche Schwäche verstanden und der erste Weg als Erziehung und Stärke. Dabei führen beide Wege an exakt dasselbe Ziel. Das Kind bekommt nichts gekauft!

Man kann sein Kind durchaus fragen: „Was ist gerade so schlimm für dich?“. Wenn es nicht einfach nur streiten will, wird es etwas antworten, dass sich nachvollziehen lässt.  Meine Tochter konnte einfach nicht verstehen, warum sie als einzige nichts bekommt, wenn sie mit ihrer halben Familie in einen Laden geht. Vor allem war es unglaublich schwierig ihr zu erklären, dass dies nicht an ihr, sondern an der Art des Ladens liegt. Als sie es einigermaßen verstanden und akzeptiert hatte, äußerte sie lediglich noch den Wunsch, in den Armen ihrer Oma ein bisschen zu weinen. Im Flugzeug war sie schon wieder in bester Stimmung.

Wie immer in dieser Reihe, kommt jetzt der Transfer in die Welt der großen Erwachsenen. Natürlich kann man auch einen Erwachsenen, mit dem man einen Konflikt hat, nach seinem Bedürfnis fragen. Man kann versuchen ihn zu verstehen! Darin liegt keine Schwäche sondern eine Strategie. Ein Konflikt besteht aus mindestens zwei Bedürfnissen, die sich scheinbar im Weg stehen. Wenn ich das Bedürfnis des anderen erfahre, kann ich neue Strategien entwickeln, um den Konflikt zu lösen.