„Papa warum darf ich nie „ja aber“ sagen? Du und Mama sagt das auch immer zu mir.“ Diese leicht vorwurfsvolle Äußerung kam vor einigen Tagen aus dem Mund meiner Tochter. Als ich feststellte, dass ich meine Antwort darauf mit „ja aber“ beginnen wollte, verschlug es mir kurzerhand die Sprache.Ich speiste sie mit der grausamen Tatsache ab, dass sie eben das Kind sei und wir ihre Eltern.
Der extrem frühe und häufige Gebrauch des Wörtchens „aber“ ist schon erstaunlich, angesichts der Abstraktheit dieses Begriffes. Er kann Eltern in den Wahnsinn und zur Verzweiflung treiben. Doch hört das mit dem „ja aber“ auf wenn man größer wird? Wie reagieren die meisten Menschen, wenn man sie mit etwas neuem oder ungewöhnlichem konfrontiert? Sie äußern Widersprüche und Einwände, indem sie Sätze sagen, die mit „ja aber“ beginnen. Kinder sagen es, wenn sie nicht verstehen, warum sie etwas tun oder lassen sollen. Erwachsene machen es genau so.
Das „ja aber“ ist uns scheinbar angeboren und hat positive wie negative Auswirkungen. Ein Kind das „aber“ sagt zeigt schließlich, dass es ein denkender Mensch geworden ist, der dem elterlichen Einfluss Widerstand entgegensetzt und die Motivation hat, selbstbestimmt zu sein. Darin besteht eine charakteristische Eigenschaft des Menschen. „Aber“ zu sagen ist also etwas zutiefst menschliches.
Häufig jedoch, steht uns das „Aber“ auch im Weg und verhindert alternative Handlungs- oder Denkweisen. Unsere Glaubenssätze, Überzeugungen, Ansichten etc., erzeugen besonders starke Widerstände, sodass der Blick auf Alternativen grundsätzlich versperrt ist. In diesen Fällen schreien wir das „Ja aber“ schon hinaus, bevor wir uns überhaupt ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigt haben.
Ich werde meine Tochter sehr wahrscheinlich auch in Zukunft häufig dazu ermahnen ihre Sätze, die mit „Ja aber“ beginnen, in einem erträglichen Umfang zu dosieren. Sie hat mich selbst allerdings dazu ermutigt, dies bei mir ebenfalls zu tun.