Beim Buchstaben „J“ ist es mir etwas schwer gefallen einen Begriff für das „Coaching ABC“ zu finden. Irgendwie interessant, aber dieser Buchstabe kommt nicht sonderlich oft im Zusammenhang mit Coaching vor!? Also suchte ich nach Wörtern mit „J“ und kam schnell auf „Jung“ und somit auf einen der berühmten Väter der Psychoanalyse Carl Gustav Jung (1875-1961). Mir ist zuerst ganz schwindelig geworden beim kurzen Überfliegen der Textquellen. Soviel hat der gemacht! Also habe ich versucht, die wichtigsten Fakten zusammenzufassen. Wer mehr über Jung wissen möchte, kann sich hier einen guten Überblick verschaffen.
Das kollektive Unbewusste
Grundannahme von Jung war (wie beim „Freudschen Modell“), dass das Unbewusste (oder auch „Es“) den größten Einfluss auf die menschliche Psyche hat. Während Freud vieles dem Sexualtrieb bzw. seiner Unterdrückung zuschrieb, widmete sich Jung dem Einfluss der Verbindung zu den Ahnen auf das Unbewusste. Demnach war für Jung – neben den individuellen Aspekten des Unbewussten – insbesondere das kollektive Unbewusste wichtig. Er meinte, dass die Mythen und Geschichten aller Kulturen ihren gemeinsamen Ursprung im individuellen Unbewussten haben. Nach Jungs Überzeugung bekommen wir einen Zugang zu unserem Unbewussten insbesondere durch die Deutung unserer Träume. Dort treffen wir auf Archetypen, die durch Traumbilder mit uns sprechen. Da wir durch das kollektive Unbewusste alle miteinander tief verbunden sind, könnte man Jungs Ansatz auch als systemisch bezeichnen.
Ganzheitliche Psychologie
Während Freud und seine Schüler ihre Therapien auf einzelne Aspekte und Triebe des Unbewussten ausrichteten, versuchte Jung den Menschen als Ganzes zu behandeln und zu einem harmonischen, ausgeglichenen Leben zu verhelfen. Jung wollte mit seinen Therapien insbesondere erreichen, dass die „Selbstwerdung“ seiner Patienten mittels Begegnung mit dem „Göttlichen in ihnen selbst“ vollzogen werden kann.
Wirklichkeit der Seele
Jung verstand seine Psychologie außerdem nicht als ein geschlossenes Theoriegebäude. Die Erklärungsversuche seiner unmittelbaren Beobachtungen innerer Erfahrungen der Menschen waren für ihn deshalb auch nur Vorschläge und keine Dogmen. Diese inneren Erfahrungen bzw. die sogenannte „Wirklichkeit der Seele“ war die Ausgangsbasis all seiner Überlegungen. Seiner Meinung nach hat der Mensch einen Anteil an dieser seelischen Wirklichkeit und steht mit ihr in qualitativ unterschiedlichen Beziehungen. Heute wirkt die spirituell inspirierte Psychologie Jungs zeitgemäßer als die eher materialistisch orientierte Freud’sche Psychoanalyse.
Haben Sie Erfahrungen mit Therapien nach Jung oder Freud? Was denken Sie über den spirituellen Ansatz Jungs? Ist Ihnen dieser zu wenig naturwissenschaftlich fundiert und zu sehr esoterisch? Wo hin wird sich Ihrer Meinung nach die Psychologie in Zukunft weiter entwickeln?