Horoskope lesen und zum Wahrsager gehen – das scheint für viele Menschen besonders in unsicheren Zeiten – ein guter Weg zu sein um Informationen über die eigene Zukunft zu bekommen. Wem das alles zu unwissenschaftlich ist – beziehungsweise wer das alles als reine Glaubenssache einstuft, bevorzugt naturwissenschaftliche Methoden wie statistische Verfahren oder man forscht einfach direkt an den (technischen) Zukunftslösungen. Auch unter dem Stichwort „Big Data“ sollen Voraussagen über Konsumentenverhalten und anderes möglich sein. Nicht nur Hellseher machen also ihr Geld mit Prognosen. Das Geschäft mit der Zukunft scheint sehr lukrativ zu sein und unser Bedarf an verlässlichen Prognosen sehr groß. Mittlerweile gibt es in Berlin einen Master-Studiengang Zukunftsforschung (mehr dazu finden Sie hier).
Berechenbare Zukunft
Auch ich bin selbstverständlich neugierig und möchte gerne wissen was mich erwartet. Ich erinnere mich, dass ich vor einigen Jahren den virtuellen Fragebogen eines österreichischen Lebensversicherers ausgefüllt habe und mir anschließend ein auf bestimmten Logarithmen basierendes System mein zukünftiges Leben vorhersagte. Ehrlich gesagt haben mir die maschinellen Antworten nicht gefallen. Wie kann diese Maschine wissen, ob ich noch heiraten werde oder wie alt ich werde? Meine Zukunft sollte doch lieber etwas weniger berechenbar sein. Wenn man alles im Voraus berechnen kann – wo bleibt dann die Spannung?
Erwarte das Unerwartete
An dieser Stelle gibt es also einen gewissen psychologischen Widerspruch. Auf der einen Seite hat die Menschheit sehr viel getan, damit das Leben sicherer und damit berechenbarer wird und auf der anderen Seite möchten wir uns unsere Spannung beziehungsweise Unwissenheit bewahren. Das Motto „erwarte das Unerwartete“ ist doch wesentlich reizvoller als wenn alles vorher bekannt wäre!?
Zukunft lieber nicht verraten
Dieses Phänomen haben jetzt Psychologen näher untersucht (mehr dazu finden Sie hier). Sie fanden unter anderem heraus, dass wir bei möglichen negativen Ereignissen – wie beispielsweise das Todesdatum des Partners betreffend –weit überwiegend lieber unwissend bleiben möchten. Das ist wohl auch nicht weiter verwunderlich, denn das würde ja die Gegenwart verderben. Allerdings bezieht sich das Interesse an Unwissenheit auch auf positive Ereignisse, wie die Wissenschaftler zeigen konnten. Sogar Zukunft gerichtete Naturwissenschaftler, haben eine gewisse Furcht vor zu viel Wissen über mögliche Ereignisse. So wird vom Molekularbiologen James Watson, dem Entdecker der DNA berichtet, dass er nicht wissen wollte, ob seine DNA eine hohe Wahrscheinlichkeit für Demenz aufweist. Auch besonders risikoscheue und ältere Menschen fürchten die Zukunft so sehr, dass sie lieber nichts wissen wollen. Nur religiöse Menschen scheinen dahingegen aufgrund ihres festen Glaubens keine Angst vor der Zukunft zu haben. Es gibt also gute Gründe dafür, besser in Unwissenheit über das eigene Schicksal zu bleiben. Bei negativen Ereignissen ist es die Angst vor vorauseilendem Bedauern und bei positiven Ereignissen würde die Würze des Lebens fehlen – wie heißt es so schön? „No risk – no fun!“
Wie sehr sind Sie an Ihrer eigenen Zukunft interessiert? Möchten Sie wissen was Sie erwartet oder lieber nicht?