Identität ist ein derzeit häufig benutzter Begriff. Nicht nur in der Psychologie spielt der Prozess der „Ich-Werdung“ bzw. die Entdeckung und Entwicklung der eigenen Persönlichkeit eine große Rolle. Hier nennt man den Weg zum eigenen Ganzen – zum eigenen Individuum „Individuation“ (mehr dazu finden Sie hier).
Kulturelle Identität
Das Phänomen der Identifizierung ist nicht nur auf der Ebene des Individuums zu beobachten. Auch auf sozialer -, ethnischer und kultureller Ebene findet dieser Prozess immer wieder statt. Es herrscht viel Uneinigkeit darüber was die Identität eines Volkes oder einer Nation ausmacht. Wir kennen das alle vor dem Hintergrund der Debatte um die „deutsche Leitkultur“ und die Diskussion darüber wer oder was zu Deutschland gehört? Viele Menschen, deren Eltern oder Großeltern aus anderen Ländern kommen aber hier geboren und aufgewachsen sind, haben häufig ein Problem mit der Frage ihrer kulturellen Identität. In den Herkunftsländern Ihrer Vorfahren sind sie ebenso wenig kulturell voll anerkannt, wie in ihrem Geburtsland wo sie groß geworden – und sozialisiert sind. Woher kommt aber eigentlich die Identität und was macht sie aus?
Patchwork aus verschiedenen Bereichen
Nach Ansicht der Psychologen ist Identität nichts Unveränderbares oder fest Definiertes. Es ist vielmehr eine Mischung aus Selbsterkenntnis und Selbsterfahrung (mehr dazu finden Sie hier). Dem Thema Identität haben sich viele Psychologen und Migrationsforscher angenommen und versucht, es tiefer zu ergründen. Empirische Untersuchungen haben dabei gezeigt, dass Identität “ (..) Ein Patchwork aus dem, was man weiß, aus dem, was zugeschrieben wird und aus dem, was man selbst neu erfindet (…)“ ist (mehr dazu finden Sie hier).
Digitale Identität
In der digitalen Welt nutzen viele Menschen die Möglichkeit, sich völlig neu zu erfinden und im Netz zu präsentieren. Diese künstlichen Profile bzw. digitale Identitäten bekommen nach Ansicht einiger Soziologen Realität für die User (mehr dazu finden Sie hier). Aufgrund der Emotionalität hat das Spiel mit den digitalen Identitäten Einfluss auf unsere Ich-Werdung und sei daher genauso real wie unsere analogen Identitäten wie beispielsweise als Vater oder Mutter.
Gibt es ein „wahres“ Ich?
Die Frage nach dem „wahren“ – , dem echten und unveränderbarem Ich, ist nicht leicht zu beantworten. Haben Menschen einen unveränderbaren Wesenskern? Das Bewusstsein oder eine Ahnung einer individuellen Existenz tragen wir alle in uns. Die Unveränderbarkeit ist jedoch sehr fraglich. Jede uns bewusst gewordene Identifikation, beispielsweise während einer Therapie, ist grundsätzlich auch durch uns veränderbar. Wir brauchen dazu nur den festen Willen. Das uns Unbewusste bleibt aber zunächst unberührt. Wenn man die Bewusstwerdung des Unbewussten zum Ziel hat bedeutet das auch, das Identität weniger zwingend wird und das „wahre“ Ich noch weniger zu greifen ist.
Welche Identitäten schreiben Sie sich selbst zu? Welche Identitäten haben sich bei Ihnen verändert? Was ist Ihnen bewusst geworden und kommt Ihnen heute vielleicht sogar fremd vor?