Glücklich sein – das ist das was die Mehrheit der Menschen antreibt. Glücksratgeber verkaufen sich prächtiger denn je. In der Werbung – egal für welches Produkt – ist das Glücksversprechen quasi mit eingebaut. Wenn man also heute nach dem Glück sucht, gibt es eine Menge Orientierungshilfe. Mit aktuell ungefähr 95 Millionen Suchergebnissen ist das Thema Glück beispielsweise bei Google sehr gut vertreten. Man hat also die Qual der Wahl.
Versprechen und Wirklichkeit
Meist bleibt es aber beim Glücks-Versprechen. Das neue Auto, die neue Wohnungseinrichtung oder auch der tolle Urlaub – alles nicht von nachhaltiger Glücks-Wirkung. Sehr schnell ist das gewohnte Gefühl der Langeweile und des unterschwelligen Unglücks wieder präsent. Also, was tun? Den nächsten Wagen bestellen (mit noch mehr PS) oder einen noch tolleren Urlaub buchen? Solange die Vorfreude anhält grübelt man zumindest nicht mehr soviel darüber nach, was im Leben alles nicht so gut ist und braucht es dementsprechend auch nicht zu verändern. Menschen, die eventuell für sich selbst erkannt haben, dass es mit immer neuen Dingen die man besitzt nicht getan ist, versuchen das Glück eher über eine Veränderung der Lebenssituation oder der eigenen Gewohnheiten zu erreichen. Da wird dann häufig radikal aufgeräumt. Der Job gekündigt, die Frau verlassen oder nach Mallorca ausgewandert – frei nach dem Motto: „Woanders ist besser“. Allerdings kommt es dann nicht selten vor, dass die gleichen Umstände, die vorher unglücklich machten wieder da sind. „Und täglich grüßt das Murmeltier“ möchte man da sagen.
Hindernisse des Glücks
Gibt es denn keine Alternativen zur Glücksuche? Müsste man vielleicht Glück etwas anders definieren? Grundsätzlich besteht der Verdacht, dass das Thema Glück in unserer modernen Konsumgesellschaft viel zu hoch aufgehängt ist. Das Glück ist sozusagen die Möhre an der Angel vor unserer Nase, die man aber nie erreichen kann – egal wie sehr man sich auch anstrengt. Und Anstrengung gehört offenbar in unserer Leistungsgesellschaft dazu. Was nicht wirklich schwer zu bekommen ist, kann schon nichts sein – „ohne Fleiß kein Preis“. In gewisser Weise ist da auch was dran, denn das Belohnungszentrum wird nach dem anstrengenden Hausputz oder nachdem man einen Marathon gelaufen ist aktiviert und schüttet Glückshormone aus. Aber der Pferdefuß bei dieser Art der Glückssuche ist genau wie bei den materiellen Dingen, dass es immer wieder neue und intensivere Reize braucht, um das gleiche Ergebnis zu erzielen.
Ständiges Glück sogar langweilig!?
Eine alternative Sichtweise des Glücks könnte eventuell aus dieser Falle heraushelfen. Wie wäre es, wenn ewiges Glück überhaupt nicht mehr erstrebenswert wäre, weil tot langweilig? Wie wäre das Leben ohne Schicksalsschläge und Traurigkeit? Die These, dass dauerhaft (beziehungsweise zwanghaft) glückliche Menschen langweilig sind, ist durchaus in Erwägung zu ziehen (mehr dazu finden Sie hier).
Zufallsglück
Eine weitere Sichtweise, die vielleicht nicht neu ist aber meiner Ansicht nach gut auf den Punkt gebracht wurde, ist die von Peter Breuer in seinem Artikel in der ZEIT Online (mehr dazu finden Sie hier). Er macht das Glück unabhängig von der aktuellen Situation in der man sich gerade befinden mag (und die nicht zu guter Laune anregt) und propagiert das sogenannten „Zufallsglück“. Diese Art des Glücksgefühls entsteht – wie es der Name sagt – zufällig, momentan und ohne jede Vorankündigung. Voraussetzung dafür ist Offenheit. Und offen sein bedeutet nach Breuer bereit zu sein, etwas neu und anders zu erleben. Er vergleicht diese Lebenseinstellung mit einem Tanz. Er empfiehlt dabei, gegen die allgemeine Tanzrichtung zu tanzen und genau hinzusehen. Wenn man sich dann einmal in Bewegung gesetzt hat sind unerwartete Erfahrungen möglich – und somit Momente des Zufallsglücks. Da wo vorgefertigte Stereotype über den Haufen geworfen werden, kann man die Welt aus anderen Perspektiven betrachten. Neben dieser Offenheit braucht das Zufallsglück auch noch Zeit. Am Beispiel der Kunst zeigt Breuer, dass der wahre Genuss und die tiefe Wertschätzung für ein Werk oft erst entsteht, wenn man sich eine gewisse Zeit damit beschäftigt hat. Der Moment mag vielleicht nicht immer zu Freudensprüngen verleiten (Wetter, politische Lage etc.). Geduldiges Einlassen, beziehungsweise unvoreingenommene Offenheit, können aber dabei helfen, diesen Moment neu zu erleben und neu zu bewerten. Es kann dann sogar ein glücklicher Moment werden, wenn das Unerwartete passiert.
Welches ist Ihr Glücksrezept für das Leben? Sind Sie auch der Meinung, dass glücklichen Menschen häufig langweilig sind? Wann war Ihr letzter glücklicher Moment?