Heute geht es um das Freudsche Modell und somit um das psychologische Modell vom Urvater der modernen Psychologie sowie dem Begründer der Psychoanalyse – dem Wiener Arzt Siegmund Freud. Mehr zu diesem großen Forscher der menschlichen Psyche finden Sie hier.
Emotionen im Vordergrund
Das Freudsche Modell sieht die Emotionen, im Gegensatz zu der bis dahin vorherrschenden rationalen und technikgläubigen Denkweise, als ausschlaggebend für menschliches Verhalten an. Genau genommen machen demnach Gefühle 7/8 der psychischen Struktur aus. Die Steuerung des Verhaltens liegt nach Ansicht von Sigmund Freud im Unterbewussten – im Emotionalen.
Der psychische Apparat
Freud unterschied in seinem Modell zwischen dem weniger einflussreichen Bewussten und dem dominanten Unterbewusstem. Wie genau beeinflusst das Unterbewusste das Bewusste und wie wird daraus menschliches Verhalten motiviert? Freud beschrieb das in seinem Modell durch das Zusammenspiel von drei unterschiedlichen psychischen Schichten, dem psychischen Apparat.
Das mächtigste Element ist das sogenannte „ES“, welches an die Stelle des Unbewussten tritt. Im ES bilden sich unsere unbewussten Triebe und Bedürfnisse wie Essen oder der Sexualtrieb etc. sowie unsere Affekte wie Neid, Hass, Vertrauen und Liebe. Aus diesen Trieben entstehen Muster und diese bestimmen wiederum unsere unwillentliche Wahrnehmung. Aus dem Wahrgenommenen leitet sich dann unser triebhaftes-, affektives Handeln ab – ohne Widerspruch, Aufschub oder Negation.
Das zweite Element ist das sogenannte „ICH“, welches ein Randgebiet des ES darstellt. Es ist nach Freud der Vermittler zwischen den Trieben des ES, die nach unbedingter Befriedigung drängen und den Gegebenheiten der äußeren Realität bzw. der sozialen Umwelt. Selbstkritisches Denken, Normen und Werte gehören zu diesem Element. Das Ziel dieses Elementes ist es, psychische und soziale Konflikte aufzulösen. Diese psychische Ebene des rationalen Denkens nehmen wir überwiegend bewusst wahr.
Die dritte Ebene ist das sogenannte „ÜBER-ICH“. Dieses psychologische Element beinhaltet alle Handlungsnormen, die sich aus verinnerlichten-, erzieherischen Normen, Ich-Idealen und Rollen ableiten. Das ÜBER-ICH ist ein Element des ICH und entsteht nach Freud mit der Auflösung des Ödipus-Komplexes (ab ca. dem 5. Lebensjahr). Das ICH sowie das ÜBER-ICH entstehen aus dem ES.
Motivation menschlichen Verhaltens
Nach Freud entsteht ein Großteil der Motivation menschlichen Verhaltens aus dem unbewussten Konflikt zwischen dem ES und dem ÜBER-ICH. Das strenge ÜBER-ICH beurteilt und bewertet alle Handlungen, Gedanken und Gefühle, die aus dem ES kommen. Jede Entscheidung die das Bewusstsein trifft, ist nach Freud demnach eine Entscheidung zwischen der Stimme des triebhaften Unterbewussten und den Regeln des genormten Gewissens. Es ist gewissermaßen die Entscheidung zwischen eigener Wirklichkeit und äußerer Wirklichkeit.
Was denken Sie? Wie treffen Sie Ihre Entscheidungen? Welches psychische Element hat das Sagen? Können wir überhaupt unser Handeln bewusst lenken?