Genetische Essgewohnheiten – die Ohren schmecken mit

 Genetische Essgewohnheiten – die Ohren schmecken mit

© De Vries

„Man ist was man isst“. Diesen Spruch habe ich schon sehr häufig gehört und auch selbst rezitiert, wenn es wieder einmal allgemein um das Thema „richtige“ Ernährung ging. Irgendwie schwingt bei dieser Redensart – wie ich finde – immer etwas Überheblichkeit mit, da die eigenen Essgewohnheiten z.B. von Vegetariern für besser gehalten werden, als die der Durchschnittsesser, die beispielsweise viel Fleisch – und das noch aus konventioneller Produktion – essen. Essen wird also häufig mit der „Person an sich“ gleich gesetzt. Essen ist sicherlich ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Lebens und das aus vielerlei Gründen. Wir müssen nicht nur essen um zu überleben, sondern es beeinflusst vor allem unser Wohlbefinden und wirkt so auf subtile Weise auf unsere Psyche. Nahrungsmittel sind selbstverständlich auch ein großer Wirtschaftsfaktor. Schaut man sich die Intensität der Werbung für Essbares an, so bekommt man schnell den Eindruck, dass hier das meiste Geld aller Industriezweige ausgegeben wird. Es scheint daher sehr nachvollziehbar, dass die Nahrungsmittelindustrie nicht nur über gute und gesunde Produkte beim Konsumenten punkten möchte, sondern insbesondere seine Essgewohnheiten beeinflussen will.

Aber wie genau entstehen unsere Essgewohnheiten? Sind diese steuerbar und veränderbar oder gar genetisch festgelegt? Forscher sind diesen Zusammenhängen nachgegangen und haben sehr Spannendes und Interessantes dabei heraus gefunden, indem sie die Menschen und ihre Essgewohnheiten an der Seidenstraße erforschten (mehr dazu finden Sie hier).

Mit allen Sinnen schmecken

Wussten Sie eigentlich, wie wir schmecken und das der Geschmack nicht alleine über unsere Geschmacksrezeptoren auf der Zunge bzw. im Mund wahrgenommen wird? Forscher haben herausgefunden, dass wir mit allen Sinnen schmecken. Der unmittelbare Geruchssinn und der Tastsinn (über das Kauen) spielen dabei ebenso eine wichtige Rolle, wie unsere „Distanzsinne“ Augen und Ohren. Mit den Ohren schmecken wir also ebenso wie mit unserer Nase oder unserer Zunge. Wissenschaftliche Untersuchungen haben herausgefunden, dass beispielsweise Erdbeermus von einem weißen Teller süßer schmeckt als von einem schwarzen. Ohne alle unsere Wahrnehmungskanäle würden wir nicht viel schmecken und das Leben wäre wahrscheinlich um Einiges „farbloser“.

Vorlieben sind erlernt

Auch wie wir bestimmte Vorlieben im Laufe unseres Lebens entwickeln, wurde untersucht. So sollte man beispielsweise Babys bestimmte Speisen wie Gemüse etc. mehrmals anbieten ohne zu belohnen oder zu strafen. Irgendwann gewöhnt es sich an den Geschmack und beginnt auch Nahrungsmittel zu essen, die es vorher nicht mochte. Als ekelhaft empfunden wird zudem häufig Essen, was andere auch ekelhaft finden. Das klassische Beispiel ist das von Insekten als Nahrung. Wir sehen Insekten als nicht essbar und ekelhaft an. Wer schon einmal in Thailand war weiß, dass Insekten dort verspeist werden wie hierzulande Pommes Frites. Was wir mögen ist also stark abhängig von der sozialen Prägung.

Gene beeinflussen unseren Geschmack

Die Frage, ob die Gene Einfluss auf unsere Essgewohnheiten haben, konnte von den Forschern zum Teil beantwortet werden. Demnach gibt es tatsächlich Gene, die einen Einfluss zu haben scheinen. Mit wenigen Ausnahmen wie beispielsweise beim Koriander, der vielen wie Seife schmeckt, sind die identifizierten Gene aber keine Gene, die mit der Geschmackswahrnehmung in Verbindung stehen, sondern vielmehr mit unserem Belohnungssystem. Das ist eine interessante Erkenntnis, vor allem was zukünftige Therapien mit sogenannten essgestörten Menschen angeht.

Erlerntes neu lernen

Die Weisheit, dass „man ist was man isst“, stimmt – sogar bis auf die Ebene unserer Gene. Dies sollte aber nicht allzu dogmatisch verstanden werden und ist auch nicht „in Stein gemeisselt“. Alles was wir einmal gelernt haben, können wir auch wieder neu lernen. Dem Genuss und neuen Sinneserfahrungen sind uns also (fast) keine Grenzen gesetzt.

Was sind Ihre Vorlieben beim Essen? Woher habe Sie diese? Was mögen Sie überhaupt nicht und woran könnte das Ihrer Meinung nach liegen? Haben sich Ihre Essgewohnheiten schon einmal drastisch geändert und woran lag das?