Eine Armlänge Distanz? Was tun gegen Übergriffe?

Eine Armlänge Distanz? Was tun gegen Übergriffe?

© De Vries

Die schrecklichen Ereignisse zu Silvester in Köln und anderen Großstädten bzw. manche Reaktion dazu aus der Politik (Stichwort „Armlänge“) hat Deutschland geschockt und wird derzeit intensiv diskutiert. Der Staat war ausserdem mehr oder weniger machtlos gegenüber dieser Gewalt. Inzwischen musste der Kölner Polizeipräsident nach massiver öffentlicher Kritik an der Polizeiarbeit zurücktreten.

Eine Armlänge Distanz

Weil Frauen sich offensichtlich nicht immer auf den Schutz der Polizei verlassen können, finde ich es besonders wichtig, dass sie selbst lernen wie sie sich gegen Übergriffe und Diskriminierungen besser schützen können. Der Vorschlag der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, mehr Abstand zu Fremden zu halten („weiter als eine Armlänge Distanz“) ist – wie ich meine – zu recht viel kritisiert worden und eignet sich meines Erachtens auch nicht als wirksame Präventivmaßnahme. Einige Medien haben das Thema „Selbstschutz“ aufgegriffen und machen Vorschläge für wirksamere Maßnahmen zur Selbstverteidigung gegen sexuelle Übergriffe. Hier zu nennen sind z.B. die Tipps vom „Weißen Ring“, eine Opferhilfsorganisation ( mehr dazu finden Sie hier).

Die alltäglichen Übergriffe

Viele Frauen sind außerdem alltäglichen Übergriffen und Diskriminierungen z.B. am Arbeitsplatz oder im Bekannten- und Verwandtenkreis ausgesetzt. Sie können sich häufig nicht abgrenzen und leiden still unter verbalen und körperlichen Grenzüberschreitungen. Übergriffige Handlungen werden verschwiegen, nicht nur zum Schutz der Männer, sondern aus Angst vor Gesichtsverlust oder Schuldzuweisungen. In diesen Situationen ist es sehr schwierig, sich abzugrenzen und sich wirksam zu wehren. Selbstverteidigungsmaßnahmen, wie oben beschrieben, könnten in diesen Fällen nicht angemessen sein bzw. sind nur das letzte Mittel. Was aber können Frauen schon im Vorfeld tun, um diesen Situationen nicht hilflos ausgeliefert zu sein?

Mehr Handlungsfähigkeit und Eigenverantwortung

Entscheidend ist mehr Eigenverantwortlichkeit, ohne dabei Schuldige zu suchen. Frauen können lernen den Blick weg zu richten von Gefahren, bösen Tätern und schlechten Menschen, hin zu mehr Handlungsfähigkeit und Eigenverantwortung, Klarheit und Entschlossenheit.

Abgrenzung als besondere Facette des Konfliktmanagements

Das Konzept des „Konfliktmanagements“ in der systemischen Arbeit greift schon sehr früh und fördert das Erkennen und Vermeiden von Konfliktursachen im Vorfeld. Zusätzlich unterstützen Kommunikationsstrategien eine ziel- und lösungsorientierte Konfliktbehebung und geben Sicherheit. Ein Ziel ist es dabei, dass insbesondere in Stresssituationen auf eigene Ressourcen für einen wertschätzenden Umgang besser zurückgegriffen werden kann. Eine besondere Facette des Konfliktmanagements ist dabei das Thema Abgrenzung. In Trainings und Workshops wird dazu das erforderliche verbale und nonverbale Handwerkszeug vermitteln. Entsprechende Kurse für Frauen werden bei ISC Finger angeboten. Wie sieht Ihre eigene Erfahrung mit alltäglichen Übergriffen aus? Haben Sie so etwas schon einmal selbst erlebt oder haben es von anderen erfahren? Was könnte man selbst dagegen tun?