Viele Menschen beschäftigt die Suche nach Ihrem Glück. Eigentlich ist die Suche schon so alt wie Menschheit selbst. Ganze Regale voller Literatur zu diesem Thema und Seminare mit entsprechenden Versprechen werden angeboten und gekauft. Keine Ahnung, wie groß der Umsatz in diesem Bereich insgesamt ist!? Weltweit kommt da sicherlich Einiges zusammen. Viele der angepriesenen Glücks-Methoden beziehen sich auf unsere Einstellung zu uns selbst und zu unserem Leben- sind also selbstreferentiell. Oft bleibt dieses Glückversprechen längerfristig nicht erfüllt. Manchmal entsteht der Eindruck, dass wir Menschen uns viel zu viele Gedanken über uns selbst machen. Wir kreisen gewissermaßen um selbst und vergessen dabei, wer wir eigentlich sind. Bei den Tieren scheint Glück kein Thema zu sein. Warum ist das eigentlich so oder sind Tiere einfach von Natur aus glücklicher als wir Menschen, weil sie nicht unser intellektuelles Potenzial haben? Gibt es vielleicht sogar eine tierische Glücksformel beziehungsweise sind Tiere doch die besten Glückslehrer für uns Menschen?
Leben wie ein Tier
In einem sehr außergewöhnlichen und faszinierenden Experiment hat ein Forscher (Charles Foster) versucht, die Welt aus Tierperspektive zu erleben und machte dabei einige überraschende Erfahrungen auch zum Thema Glück (mehr dazu finden Sie hier). Foster unternahm eine Reise in das Leben unterschiedlicher Tierarten wie Fuchs, Dachs, Otter, Mauersegler und Rothirsch – und das sehr direkt und unmittelbar mit all seinen ihm als Mensch zur Verfügung stehenden Sinnen. Im unterschiedlichen sinnlichen Erleben der Umwelt liegen nach seinen Erkenntnissen auch die Hauptursachen für Stress sowie menschliches Unbehagen in unserer hochtechnisierten Zivilisation.
Reflektierte Welt
Der Mensch unserer heutigen Zeit ist vor allem ein Augentier. Die visuelle Wahrnehmung dominiert unsere Sicht der Welt. Damit verbunden ist eine gewisse Geschwindigkeit in der Informationsverarbeitung. Visuelle Informationen werden wesentlich schneller verarbeitet als beispielsweise Gerüche. Tiere nutzen – angepasst an ihren Lebensraum – eine größere Bandbreite der ihnen zur Verfügung stehenden Sinne. Insbesondere der Tastsinn und der Geruchssinn scheinen bei den untersuchten Tieren stark ausgeprägt zu sein. Es erfordert engeren und unmittelbaren Kontakt zur Umwelt um diese zu erriechen beziehungsweise zu erfühlen. Wir Menschen gehen in der Regel nicht mehr in diesen unmittelbaren sinnlichen Kontakt zur Natur und auch nicht zu den Mitmenschen. Wir reflektieren eher über unsere rein visuellen Beobachtungen anstatt diese mit den uns zur Verfügung stehenden fünf Sinnen unmittelbar zu erfahren. Eine künstlich erschaffene, visuelle Welt sagt aber nicht sehr viel über die tatsächliche Welt aus. Wesentliche Details werden einfach nicht wahrgenommen.
Tyrannei des Sehens
Diese Oberflächlichkeit beziehungsweise der ganze kulturelle Ballast findet sich nach Ansicht Fosters auch in den Beziehungen der Menschen miteinander wieder. So kommt es häufig zu schnellen Bewertungen, die Distanzen schaffen können. Foster versucht daher, seine fünf Sinne im zwischenmenschlichen Bereich intensiver zu nutzen und so der „Tyrannei des Sehens zu entfliehen“. Wenn er einen Menschen begrüßt geht er in einen sinnlichen Kontakt ohne sich von visuellen Informationen zu sehr ablenken zu lassen, denn Düfte und Geräusche wirken wesentlich emotionaler und tiefer als visuelle Reize.
Beziehungen als Lebensraum
Tiere leben meist eine sehr lange Zeit über Generationen in einem sehr begrenzten Raum. Das wiederum macht sie sehr vertraut mit ihrer Umgebung und sie fühlen sich eingebettet in diesen Lebensraum. Nach Meinung Fosters repräsentiert dieser intime Lebensraum beim Menschen seine vielfältigen Beziehungen zur Natur und zu anderen Menschen. Dabei ist der Mensch als soziales Wesen auf lebendige und tiefe Beziehungen angewiesen, ähnlich wie ein Tier auf seine natürliche Umgebung. Nach seiner Ansicht ist es daher wichtig für uns, diese Beziehungen zu pflegen und in vielfältig emotional-sinnlichen Austausch zu gehen. Alles was diesem unmittelbaren Kontakt im Wege steht sollte dabei möglichst über Bord geworfen werden. Dazu gehören unter anderem unsere Bücher sowie unsere kognitiven Vorstellungen und Ideen über die Welt. Das Ziel ist es, wieder mehr die wilde Kreatur zu sein, die wir im Grunde immer noch sind – egal welchen zivilisierten Anschein wir uns geben mögen.
Sind Sie auch der Meinung, dass wir viel von den Tieren zum Thema Glück lernen können? Welche Sinneskanäle nutzen Sie überwiegend? Haben Sie schon einmal versucht, sich mit Ihrem Tast- und Geruchssinn im Raum zu orientieren? Was waren Ihre Erfahrungen dabei?