Kommunikation über soziale Netzwerke und die dort benutzten Likes dienen vielen Jugendlichen zur Orientierung was beispielsweise die angesagten Styles betrifft oder den Coolness-Faktor angeht. In der vordigitalen Zeit nannten Soziologen die nach Likes ausgewählte homogene Orientierungsgruppe Neuhochdeutsch „Peer-Group“ (mehr dazu finden Sie hier). Kalifornische Wissenschaftler haben nun in einem Experiment herausgefunden, dass der vermehrte Einsatz von Likes positive Wirkungen auf das Verhalten von Jugendlichen hat – allerdings auch süchtig machen kann (mehr dazu finden Sie hier). Über den positiven Kick des Like-Buttons werden demnach Hirnregionen bei Jugendlichen angeregt, die bei starken Belohnungen wie Freude und Gedanken an Sex, Geld oder Eis in Aktion treten lassen. Die Forscher aus Kalifornien stellten fest, dass der Gruppendruck bei vielen erhaltenen Likes die Bereitschaft verstärkt, selbst mit vielen Likes auf die Posts der anderen User zu reagieren. Was könnte man aus dieser Erkenntnis für unsere Kommunikation bzw. den Umgang mit anderen Menschen daraus ableiten?
Positive Strokes
Schon die Transaktionsanalytiker kannten die positiven Wirkungen sogenannter „positiver Strokes“ auf das Gefühl und das Verhalten der Menschen (mehr dazu finden Sie hier). Strokes werden in der Transaktionsanalyse sehr weit gefasst und als „Einheiten der Anerkennung“ definiert. Diese positiven Strokes sind enorm wichtig für die Entwicklung und das sprichwörtliche Überleben der Menschen. Die Forscher sprechen in diesem Zusammenhang von „Anerkennungshunger“, ähnlich dem physischen Hunger. Nach Ansicht der Transaktionsanalyse führen positive und wohlwollende Äußerungen dazu, dass das Gegenüber eher dazu geneigt ist, diese positiven Signale zurück- bzw. auch an Andere weiterzugeben. Obwohl nach Ansicht der Theorie in der Regel der Empfänger eines Strokes darüber entscheidet, ob er positiv oder negativ ist, ist es außerdem entscheidend für den Sender eines Strokes authentisch zu sein und nicht künstlich und übertrieben zu loben. Diese nicht ehrlich gemeinten Strokes (sogenannte „Plastik-Strokes“) führen dann eher zu Irritationen bzw. einem ambivalenten Gefühl beim Empfänger.
Win-Win-Situation
So wie in dem Social-Media Experiment könnten wir beispielsweise unsere individuellen Likes im allerbesten Sinne verschwenderischer an unsere Mitmenschen weitergeben. Vielleicht reicht es auch, dem Gegenüber einfach zuzuhören und ihm die ganze Aufmerksamkeit zu schenken? Auch diese Hinwendung zählt in der Transaktionsanalyse zu den positiven Strokes und verstärkt ein angenehmes Gefühl beim Empfänger. Wie auch die Studie aus den USA vermuten lässt ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass diese positiven Einheiten der Anerkennung zu einem selbst zurückkommen wie ein Bumerang. Das nennt man dann eine „Win-Win-Situation“.
Was sind Ihre Erfahrungen mit positiven – oder auch negativen Strokes? Haben Sie schon einmal die Erfahrung mit nicht ehrlich gemeintem Lob gemacht? Wie ging es Ihnen damit und was ist genau passiert?