Wie bringst du innere und äußere Haltung in Einklang?
Von einer Ton-Bild-Schere oder Text-Bild-Schere sprechen Journalisten, wenn das, was man im Bild sieht nicht übereinstimmt mit dem, was im Ton oder Text dazu beschrieben wird. Bild und Text senden sozusagen unterschiedliche Informationen. Und das erzeugt wiederum Irritationen beim Zuschauer oder Leser.
So ist das auch mit der inneren und äußeren Haltung in der Kommunikation unter Menschen: Körpersprache und Mimik lassen sich bloß mit sehr viel Übung und Disziplin manipulieren. Also offenbaren sie im Normalfall die wahre inneren Einstellung. Wenn das, was ich sage, widersprüchlich zum Ausdruck meiner Körpersprache erscheint, ist mein Gegenüber also zu Recht irritiert oder zumindest bleibt ein dumpfes Gefühl von „irgendwas war jetzt komisch“.
Solche Interferenzen können dazu führen, dass ein Gespräch – egal wie gut die Absicht war – mal so richtig daneben geht. So passiert dieser Tage zwischen einem Freund und mir: Wir treffen uns, um ein gemeinsames Projekt voranzutreiben. Dabei läuft schon die Begrüßung schräg, der eine will Umarmen der andere wehrt ab. Was okay ist, doch irgendwas ist komisch.
Ein latentes Gefühl von Anspannung baut sich mehr und mehr auf – wie oft wir beiden auch versuchen auf der Metaebene herauszufinden, warum das Gespräch gerade heute so seltsam verläuft, wurde es nur noch schlimmer: Ich fühle, wie ich in meiner Kommunikation immer steifer werde und mein Gegenüber fühlt sich immer weniger auf Augenhöhe. Wir ecken mehrmals gegenseitig an – es knirscht mächtig im Gesprächsgetriebe.
Bis mein Freund plötzlich auf den Tisch packt, was Sache ist – nämlich, wie er sich gerade wirklich fühlt und dass er schon seit Tagen, so richtig schlechte Laune hat und was ihn belastet. Das wollte er mir vorher nicht zeigen. Nun erst konnte ich ihn wirklich sehen, wie er jetzt und hier war. Und erst dann konnten wir das Störgefühl von der Begrüßung auflösen. Dann stimmte das Bild wieder. Zum Abschied hat er nach einer Umarmung gefragt – wir waren wieder auf einer Wellenlänge, uns ein Stück nähergekommen und um eine Erfahrung in unserer Freundschaft reicher.