Selbstbehauptungstrainings für Kinder Foto: ISC Finger

Brieffreunde

Mit 13 Jahren hatte ich eine Brieffreundin. Meine Cousine in Leipzig. Über ein, zwei Jahre haben wir uns regelmäßig geschrieben. Was Teenager so bewegt. Süße Jungs, Musik und Urlaubspläne. Mit 17 hörte das mit dem Briefeschreiben so langsam auf. Die zehn Sorten Briefpapier passend zu jeder Stimmung habe ich in meiner alten Lederschultasche bei 14 Umzügen mitgeschleppt. Bis gestern.

Im Nachbarschaftsportal schrieb ich einfach bloß „Briefpapier zu verschenken“ und innerhalb von zehn Minuten meldeten sich drei Leute. Eine Mutter mit drei Kindern. Die zwei Mädels, neun und elf, werden Briefe auf buntem Blütenpapier und Tukan an die Großeltern schreiben. Und die Geburtstagseinladungen für die Kindergartenkumpels des Kleinen werden nächste Woche auf 30 Jahre altem Mickey-Mouse-Papier stehen. Alle happy. Eine andere Mutter kommt mit Kinderwagen vorbei. Sie sucht sich zwei Sets Papier aus – uni und mit Segelschiff. Sie pflegt eine Brieffreundschaft. Eine Frau Doktor hat ebenfalls ihr Interesse bekundet.

Es gibt noch Papier bei mir und offensichtlich auch noch Menschen, die sich Briefe schreiben, eine besondere Form des Gedankenaustauschs, wie ich finde…und man schreibt auf, was einen gerade beschäftigt… auch eine Art von bewusstmachen und ordnen… Vielleicht fange ich ja auch wieder an damit – dann bloß auf neuem Papier – frei von Erinnerungen an alte Stimmungen und alte Geschichten – frei für alles, was jetzt ist und da noch kommt…

Frei für Neues… Altes loslassen… die Gegenwart nicht mit der Vergangenheit nähren… jedem Tag mit der Neugier eines Kindes begegnen…



LEAVE A COMMENT